Meditation

Meditation aus Der Flug des Adlers

Und hier stellt sich die Frage: Wie kann man die Gedanken kontrollieren?

Die Gedanken wandern überall hin; kaum will man über etwas nachdenken, sind sie schon mit etwas anderem beschäftigt.

Man sagt: Übe, kontrolliere; denke an ein Bild, einen Satz oder was auch immer es ist, konzentriere dich. Dann schwirren die Gedanken in eine andere Richtung, also „ziehst“ du sie zurück und dieser Kampf geht weiter, hin und her.

Man frage sich einmal: Wozu braucht man überhaupt Gedankenkontrolle und wer ist die Instanz, die die Gedanken kontrolliert?

Bitte, folgen sie diesem ganz genau. Solange man diese Frage nicht wirklich versteht, ist man nicht in der Lage zu erkennen, was Meditation bedeutet.

Wenn man sagt: „Ich muss die Gedanken kontrollieren“, wer ist dann der Kontrolleur, der Zensor?

Unterscheidet sich der Zensor von der Sache, die er kontrollieren, formen oder in eine andere Qualität verwandeln will? – Sind sie nicht beide dasselbe?

Was geschieht, wenn der „Denker“ erkennt, dass er der Gedanke ist – dass der „Erfahrende“ die Erfahrung ist?

Was soll man dann tun?

Verstest ihr diese Frage?

Der Denker ist der Gedanke, und der Gedanke schweift ab; dann sagt der Denker, der sich für getrennt hält: „Ich muss das Denken kontrollieren.

Unterscheidet sich der Denker von dem, was man den Gedanken nennt? Wenn es keinen Gedanken gibt, gibt es dann einen Denker?
Was geschieht, wenn der Denker sieht, dass er der Gedanke ist?

Was geschieht tatsächlich, wenn der „Denker“ der Gedanke ist, so wie der „Beobachter“ der Beobachtete ist?

Wenn es keine Trennung, keine Spaltung und damit keinen Konflikt gibt, der Gedanke also nicht mehr zu kontrollieren, zu formen ist, was findet dann statt?

Gibt es dann überhaupt ein Umherschweifen der Gedanken?

Vorher gab es die übliche Kontrolle der Gedanken, die Konzentration der Gedanken, den Konflikt zwischen dem „Denker“, der die Gedanken kontrollieren wollte, und den abschweifenden Gedanken. Und jetzt, was geschieht?

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Dann gibt es die plötzliche Erkenntnis, – eine Einsicht, keine verbale Aussage, sondern eine Realität: Der „Denker“ ist der Gedanke. Was geschieht dann?

Gibt es nun so etwas wie wandernde Gedanken?

Nur wenn der „Beobachter“ sich von den Gedanken unterscheidet, beurteilt er sie. Dann kann er sagen: „Das ist ein richtiger oder ein falscher Gedanke“ oder „Der Gedanke schweift ab, ich muss ihn kontrollieren“.

Aber wenn der Denker erkennt, dass er der Gedanke ist, gibt es dann überhaupt ein Umherschweifen?

Geht der Sache nach, verehrte Zuhörer, glaubt mir nichts. Sehen sie es selbst.

Nur wenn es einen Widerstand gibt, gibt es einen Konflikt.

Der Widerstand wird vom Denker erzeugt, der denkt, er sei vom Gedanken getrennt.

Aber wenn der Denker erkennt, dass er der Gedanke ist, gibt es keinen Widerstand.

Das bedeutet nicht, dass der Gedanke überall herumläuft und macht, was er will, im Gegenteil. Das ganze Konzept von Kontrolle und Konzentration erfährt eine gewaltige Veränderung; es wird zu Aufmerksamkeit, was etwas völlig anderes ist.

Wenn man die Natur der Aufmerksamkeit versteht und dass Aufmerksamkeit fokussiert werden kann, versteht man, dass sie etwas ganz anderes ist als Konzentration, die Ausschluss bedeutet.

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