Der Anfang der Liebe

Der Anfang der Liebe

Es ist deutlich zu sehen, wie die Ideale die Menschheit gespalten haben – das christliche Ideal, das hinduistische Ideal, das kommunistische Ideal –, und je nach ihren Glaubenssätzen zerfallen sie wiederum in unzählige Sekten, Protestanten, Katholiken usw. Der Mensch lässt sich also von Idealen festnageln, er ist ihr Sklave und daher unfähig zu beobachten, was ist. Er denkt immer an das, was sein sollte.

Die erste Aufgabe besteht also darin zu beobachten, was ist, und das heißt, sich selbst zu kennen, wie man wirklich ist, nicht, wie man sein sollte. Das wäre ein kindisches Spiel, ein unreifer Kampf ohne Sinn – sondern Gewalt anschauen und beobachten. Kann man sie anschauen, und wie tut man es? Das ist eine sehr schwierige Frage, denn zuerst müssen wir uns einige Faktoren klar vor Augen führen: Erstens müssen wir ohne Identifikation beobachten, ohne das Wort, ohne Zwischenraum zwischen dem Beobachter und dem beobachteten Gegenstand. Wir müssen ohne Bild, ohne den Gedanken hinschauen, so dass wir die Dinge sehen, wie sie wirklich sind.

Das ist sehr wichtig, denn wenn wir nicht schauen, nicht beobachten können, was wir sind, dann werden wir unweigerlich zwischen dem, was wir sehen, und dem Sehenden einen Konflikt erzeugen. Ich beobachte, dass ich im täglichen Handeln gewalttätig bin, in Rede, Geste und Gedanken, sowohl zu Hause als auch im Büro. Ich kann aber nur dann meine Gewalttätigkeit beobachten, wenn ich keinen Versuch mache, ihr zu entfliehen oder sie zu umgehen. Doch ich entfliehe ihr notgedrungen, wenn ich zu einem Ideal Zuflucht nehme, das mir befiehlt, keine Gewalt zu üben. Ein solches Ideal wäre sinnlos.

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