Der Anfang der Liebe

Der Anfang der Liebe

Die Hauptschwierigkeit liegt darin, dass der Mensch ein zersplittertes Leben führt, nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich: Er ist ein Wissenschaftler, ein Arzt, ein Soldat, ein Priester, ein Theologe, ein Experte oder Fachmann auf dem einen oder anderen Gebiet. Innerlich ist sein Leben zerstückelt, in Splittern. Sein Geist, sein Verstand ist manchmal listig und klug, brutal und aggressiv und ein anderes Mal freundlich, sanft und liebevoll. Er versucht, moralisch zu sein (obgleich die Moral der Gesellschaft völlig unmoralisch ist), und seine vielen, widerstreitenden Begierden sind die Ursache dieser inneren und äußeren Zersplitterung und Widersprüchlichkeit.

Der Mensch versucht immer, die Kluft zu überbrücken und eine Integration herbeizuführen. Das ist natürlich absurd, denn es kann keine Integration geben. Wenn Sie dieses Wort hinterfragen, dann müssen Sie notgedrungen auch die Frage stellen, wer diese Integration bewirken soll. Der die vielen Fragmente integrieren soll, ist doch selbst ein Teil von ihnen und kann daher unmöglich ihre Integration bewirken.

Wenn man das klar erkennt – nämlich dass diese Fragmente nie zusammengefügt, nie ein Ganzes werden können, weil das Wesen, der Beobachter, der sie zusammenfügen will, selbst dieser Zersplitterung unterliegt –, dann müssen wir offensichtlich anders vorgehen. D. h. wir müssen den Widerspruch, die Fragmente, die widerstreitenden Wünsche und Begierden sehen, beobachten und feststellen, ob es nicht möglich ist, sie zu überschreiten; und in diesem Überschreiten liegt die radikale Revolution. Dann ist der Geist nicht mehr zerrissen, nicht mehr gequält; er ist nicht mehr in Konflikt mit sich selbst und deshalb mit seinem Nachbarn, von nebenan, in Russland oder Vietnam.

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