Dazu müssen Sie unmittelbar schauen und selbst die Erfahrung machen; nur dann ist es Ihre eigene und nicht die eines anderen, nicht etwa, was jemand Ihnen gesagt hat, denn es gibt hier keinen Lehrer und keinen Anhänger.
Leider ist in den letzten Jahren mit dem Wort »Guru« hierzulande sehr herumgeworfen worden. Auf Sanskrit bedeutet das Wort »einer, der zeigt«, wie ein Wegweiser am Straßenrand. Man betet diesen Pfeiler jedoch nicht an und behängt ihn nicht mit Girlanden. Auch folgt man ihm nicht auf Schritt und Tritt und führt die geheimnisvollen Befehle aus, die ein Guru angeblich erteilt. Er ist nur ein Wegweiser am Straßenrand. Du liest ihn und gehst weiter.
Wir müssen also unser eigener Lehrer und Schüler sein. Es gibt außerhalb keinen Lehrer, keinen Heiland und keinen Meister. Wir müssen uns selbst ändern, und daher müssen wir lernen, uns zu beobachten und zu kennen. Dieses Kennenlernen ist faszinierend und eine fröhliche Sache. Es bedeutet, die Gewaltsamkeit kennenzulernen, die zur Struktur des Lebens gehört. Der Geist muss frei sein, um lernen zu können. Er kann nichts über Gewalt lernen, wenn wir darüber schon ein Wissen angehäuft haben. Wissen und Lernen sind zwei verschiedene Dinge. Der Arzt, der Wissenschaftler, der Ingenieur haben ein Wissen angesammelt, und mit jeder neuen Entdeckung fügen sie noch etwas hinzu, und daher wird ihr Wissen wie ein Warenlager, eine Tradition, aber das ist kein Lernen.
Lernen kann man nur in einem Zustand dauernder Bewegung. Es findet nur in der aktiven Gegenwart statt. Lernen ist eine Bewegung, ob man nun auf einer Hochschule oder etwas über sich selbst lernt. Man lernt, indem man voranschreitet, nicht indem man etwas gelernt hat und das Gelernte dann anwendet. Das hat mit Lernen nichts zu tun; es ist lediglich eine Anhäufung von Wissen.