Sie fragen sich nie, warum Sie an Gott glauben; Sie nehmen ihn hin als einen Teil der Tradition und Propaganda. Sie haben also dieses Ideal und sagen: »Euer Gott und mein Gott, eure Form des Rituals und meine.« Um hinter die Wirklichkeit zu kommen, um herauszufinden, ob es einen Gott gibt, um diesen außerordentlichen Zustand zu entdecken, zu erleben, dorthin zu gelangen, muss man jede Form des Glaubens völlig ablegen.
Sonst ist der Mensch nicht frei für die Suche, und nur ein freier Geist kann fragen und beobachten und die Wirklichkeit erfahren, die kein ängstlicher Geist begreift. Warum haben wir diese vielen Ideale und Grundsätze, nach denen wir zu leben versuchen? In der modernen Zeit kümmern sich die Menschen nicht viel um solche Dinge. Man will sich amüsieren, vorwärtskommen, Erfolg haben usw. Aber wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass die Wurzel von allem Angst ist. Angst macht uns aggressiv und fordert die Flucht durch Ideale.
Sie läßt uns am Glauben festhalten als unserer besonderen Form der Sicherheit. Wenn ein Mensch keine Angst hat, wenn er vollständig, total lebt ohne inneren Widerspruch, die Welt mit ihren Widersprüchen in seinem Innern beobachtet, mit all ihrer Brutalität; wenn er auf diese Weise in sich geht und sich von der Angst befreit, dann kann er ohne einen einzigen Glaubenssatz, ohne einen begrifflichen Gedanken leben. Dies bestimmt unser Leben nämlich am meisten: Angst; nicht nur die Angst, eine Stellung zu verlieren oder etwas Ähnliches, sondern die Angst vor der psychischen, inneren Unsicherheit.