Es geht uns hier um die Möglichkeit, so vollkommen und restlos in der aktiven Gegenwart zu leben, dass es nur die Gegenwart und sonst nichts gibt. Dazu muss man nicht nur diese ganze Frage der psychischen Zeit untersuchen, sondern auch die Art und Weise, wie das Denken die Zeit benützt als ein Mittel zur Leistung und wie dadurch Angst entsteht.
Wir fragen noch einmal: Gibt es den Gegensatz, das Ideal? Oder ist das nur eine Projektion des Denkens als ein nicht-faktisches Gegenteil dessen, »was ist«, weil das Denken das, »was ist«, nicht in den Griff bekommt? Wie löst man dieses Problem und wie begreift man die Gegenwart?
Das Denken erzeugt die Zukunft als das Ideal, und, wie wir neulich sagten, alle Ideale sind sinnlos. Sie bedeuten gar nichts, sie haben die Menschen zu allen möglichen Kriegen und Unmenschlichkeiten, zur Spaltung zwischen den Menschen, zu Hass, Unterdrückung im Namen des Staates oder im Namen Gottes verführt. Leider haben wir viele Ideale; sie sind das Gegenteil dessen, »was ist«. Und weil wir nicht in der Lage sind, dieses, »was ist«, in den Griff zu bekommen, zu verstehen und es zu übersteigen, nehmen wir Zuflucht zu dem, »was sein sollte«.
Können wir mit dem, »was ist«, leben und darüber hinausgelangen, ohne einen Gegensatz zu erzeugen und dadurch den Konflikt, das Elend, den Kampf zu vermehren? Man ist gewalttätig, brutal, aggressiv, ehrgeizig, neidisch – das ist eine Tatsache –, das ist, »was ist«, und jedes Gegenteil dazu ist eine Erfindung des Menschen und bar jeder Wirklichkeit. Kann der Geist damit leben – ohne das Gegenteil – und das, »was ist«, verstehen und überschreiten? Wenn wir Liebe und Tod begreifen wollen – und das gehört zum wesentlichsten in unserem Leben –, muss man wirklich mit dem, »was ist«, leben.