Wir sehen, dass jede Form des Kampfes – was immer Gewalt miteinschließt – den Geist verbildet. Wir fragen uns, ob wir denn ohne Mühsal und Konflikt leben können, das heißt, vollkommen und restlos im Frieden, sowohl innerlich als auch äußerlich. Wenn wir gemeinsam in diese Frage einsteigen wollen, müssen wir uns mit dem Problem der Dualität, der Gegensätze befassen und mit der Frage, ob eine psychische Notwendigkeit für diese Dualität besteht.
Wir leben in einem Engpaß von Gegensätzen; wir werden ständig in die eine oder andere Richtung gezerrt, von gegensätzlichen Wünschen und Widersprüchen zerrissen. Können wir ohne den Kampf der Gegensätze leben, und gibt es psychisch überhaupt einen Gegensatz? Oder gibt es nur das, »was ist«, und nicht das, »was sein sollte?« Gibt es nur die aktive Gegenwart und nicht die verbale oder psychische Zukunft, die den Gegensatz erzeugt? Wenn es innerlich, in der Psyche, unter der Haut sozusagen, keine Gegensätze gibt, dann scheiden wir den Konflikt ganz aus, dann gibt es nur das, »was ist«.
Ist es möglich, dieses »was ist« zu sehen und damit zu leben, nicht mit seinem Gegenteil, das Kampf, Konflikt und Widerspruch erzeugt? Ist das möglich? Es ist wirklich ein interessantes Problem, das wir verstehen müssen, denn wir haben dieses Dasein in Leben und Sterben, Hass und Liebe, Mut und Angst, Gut und Böse usw. gespalten, in endlose Gegensätze.