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Zum Thema Gott

Zum Thema Gott: Sie haben die Realität erkannt, sie sind erleuchtet. Können Sie uns sagen, was Gott ist? 

Krishnamurti: Woher wissen Sie, dass ich erleuchtet bin?

Um zu wissen, dass ich erleuchtet bin, müssen Sie es auch erleuchtet sein.

Das ist nicht bloss eine kluge Antwort. Um etwas zu wissen, muss man es selber sein.

Sie müssen selbst auch die Erfahrung gemacht haben, und deshalb hat Ihre Aussage, dass ich erleuchtet sei, eindeutig keine Bedeutung.

Was spielt es für eine Rolle, ob ich erleuchtet oder nicht erleuchtet bin? Ist das, was ich sage, nicht die Wahrheit?

Selbst wenn ich der vollkommenste Mensch wäre, wenn das, was ich sage, nicht die Wahrheit ist, warum sollten Sie mir überhaupt zuhören?

Sicherlich hat meine Verwirklichung nichts mit dem zu tun, was ich sage, und der Mensch, der einen anderen verehrt, weil dieser etwas realisiert hat, verehrt in Wirklichkeit eine Autorität, und deshalb kann er niemals die Wahrheit finden.

Zu verstehen, was erkannt wurde, und den zu kennen, der erkannt hat, ist überhaupt nicht wichtig, nicht wahr? 

„Sei mit einem Erleuchteten zusammen.“

Die ganze Tradition sagt: „Sei mit einem Menschen zusammen, der erleuchtet ist. “ Wie kann man wissen, dass er erleuchtet ist?

Alles, was man tun kann, ist, mit ihm zusammen zu sein, und selbst das ist heutzutage äußerst schwierig.

Es gibt nur sehr wenige gute Menschen, im eigentlichen Sinne des Wortes – Menschen, die nicht nach etwas suchen, die nicht hinter etwas her sind. Diejenigen, die etwas suchen oder hinter etwas her sind, sind Ausbeuter, und deshalb ist es für jeden sehr schwierig, einen Gefährten zu finden, den man lieben kann. 

Wir idealisieren diejenigen, die etwas verwirklicht haben, und hoffen, dass sie uns etwas geben, was eine falsche Beziehung ist.

Ohne Liebe

Wie kann ein Mensch, der erleuchtet ist kommunizieren, wenn keine Liebe vorhanden ist?

Das ist unser Problem.

In all unseren Diskussionen fehlt wirkliche Liebe, man ist misstrauisch.

Man will etwas von mir, Wissen, Erleuchtung, oder mit mir Gesellschaft haben, was alles darauf hinweist, dass keine Liebe vorhanden ist.

Man will etwas bekommen, und deshalb ist man auf Ausbeutung aus. Wenn wir uns wirklich gegenseitig lieben, dann besteht eine unmittelbare Kommunikation.

Dann spielt es keine Rolle, ob du etwas erkannt hast und ich nicht, oder ob du der Obere oder der Untere bist.

Unsere Herzen sind verdorrt

Da unsere Herzen verdorrt sind, ist Gott furchtbar wichtig geworden.

Das heißt, man will Gott kennenlernen, weil man den Gesang im Herzen verloren hat. Man läuft dem Sänger nach und fragt ihn, ob er einem beibringen kann, wie man singt.

Er kann dir die Technik beibringen, aber die Technik führt dich nicht zur Kreativität. Man kann kein Musiker sein, wenn man nur weiss, wie man singt.

Man mag alle Schritte eines Tanzes kennen, aber wenn man keine Schöpfungskraft im Herzen hat, funktioniert man bloss wie eine Maschine.

Man kann nicht lieben, wenn man nur danach strebt, ein Ergebnis zu erzielen.

So etwas wie ein Ideal gibt es nicht, denn das ist lediglich etwas Erworbenes.

Schönheit ist keine Errungenschaft, sie ist Realität, jetzt, nicht morgen.

Wo Liebe ist, wird das Unbekannte erkannt, man weiss, was Gott ist, und niemand muss es einem sagen – und das ist die Schönheit der Liebe. Sie ist die Ewigkeit in sich selbst.

Weil wir ohne Liebe sind, wollen wir, dass jemand anderes oder Gott, uns Liebe geben.

Wissen Sie, was für eine andere Welt das wäre, wenn wir tatsächlich liebten?

Wir könnten wirklich glückliche Menschen sein. Deshalb sollten wir unser Glück nicht an Dingen, an der Familie, an Idealen festbinden.

Um glücklich sein, sollten Dinge, Menschen und Ideale unser Leben nicht dominieren. Sie sind alle sekundär.

Weil wir nicht lieben und weil wir nicht glücklich sind, investieren wir in Dinge, von denen wir denken, sie brächten uns Glück. Und eines der Dinge, in die wir investieren, ist Gott. 

Unmögliches wollen

Kann man das Unbeschreibliche in Worte fassen?

Kann man etwas Unermessliches messen?

Können Sie den Wind in der Hand einfangen?

Wenn Sie das tun, ist das dann der Wind?

Wenn Sie das Unermessliche messen, ist das dann das Wirkliche?

Wenn Sie es formulieren, ist es dann Wirklichkeit?

Natürlich nicht, denn in dem Moment, in dem man etwas beschreibt, das unbeschreiblich ist, hört es auf, Wirklichkeit zu sein.

In dem Moment, in dem man das Unerkennbare auf das Bekannte überträgt, hört es auf, das Unerkennbare zu sein.

Doch wir verlangen nach Wissen. Ständig wollen wir wissen, weil wir meinen, dass wir dann weiterkommen können, weil wir denken, dass wir dann in der Lage sind, ultimatives Glück, und Dauerhaftigkeit zu erlangen.

Wir wollen wissen, weil wir nicht glücklich sind, weil wir uns elendig abmühen, weil wir erschöpft sind und geschwächt.

Doch anstatt die einfache Tatsache zu anerkennen – dass wir schwach, matt, müde, in Aufruhr sind – wollen wir weg vom Bekannten in das Unbekannte, das seinerseits zum Bekannten wird. Und so können wir das Wirkliche nie finden. 

Aufmerksamkeit und Gewahrsein

Anstatt also zu fragen, wer erleuchtet ist oder was Gott ist, warum wenden Sie nicht Ihre ganze Aufmerksamkeit und Ihr Gewahrsein auf das, was ist?

Dann werden Sie das Unbekannte finden, oder vielmehr es wird zu Ihnen kommen.

Wenn Sie realisieren, was das Bekannte ist, erfahren Sie jene außergewöhnliche Stille, die nicht induziert, nicht erzwungen ist, jene schöpferische Leere, in der allein sich Wirklichkeit manifestieren kann. Sie kann nicht in das eintreten, was werden will, was ein Ziel anstrebt; sie kann sich nur im Sein offenbaren, im Verstehen von dem, was ist.

Dann sieht man, dass die Wirklichkeit nicht in der Ferne liegt; das Unbekannte ist nicht weit weg; es ist in dem, was ist.

So wie die Antwort auf ein Problem im Problem liegt, so liegt die Wirklichkeit in dem, was ist; sobald wir dies verstehen können, erkennen wir die Wahrheit.

Es ist äußerst schwierig, sich der Dumpfheit gewahr zu sein, der Gier, der Boshaftigkeit, des Ehrgeizes und so weiter.

Allein sich dessen gewahr zu sein, was ist, ist schon die Wahrheit. Das, was befreit, ist die Wahrheit, und nicht Ihr Bemühen, frei zu sein.

Die Wirklichkeit ist also nicht weit weg, aber wir verorten sie weit weg, weil wir versuchen, sie als Mittel der Selbsterhaltung zu benutzen.

Sie ist hier, jetzt, im Unmittelbaren. Das Ewige oder das Zeitlose ist jetzt und das Jetzt kann nicht von einem Menschen verstanden werden, der im Netz der Zeit gefangen ist.

Tun

Das Denken von der Zeit zu befreien, erfordert ein Tun, aber der Geist ist faul, er ist träge und schafft deshalb immer wieder andere Blockaden.

Es ist nur durch rechte Meditation möglich, was das Ende des Tuns bedeutet. Das Beenden des Tuns kann nur verstanden werden, wenn der Geist den Prozess der Kontinuität seines Handelns des begreift, der identisch ist mit dem Gedächtnis – nicht dem faktischen, sondern dem psychologischen Gedächtnis.

Solange das Gedächtnis in Funktion ist, kann der Geist nicht verstehen, was ist.

Aber wenn man die Wichtigkeit des zu Aufhörens versteht, wird der eigene Geist, das ganze Wesen, außerordentlich kreativ, passiv wach, denn im Ende liegt die Erneuerung, während Kontinuität Tod und Zerfall in sich birgt. 

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