Sklaven des Denkens

Sklaven des Denkens

Denn Leben ist Handeln, und obwohl man zwischen Aktitität und Kontemplation einen Unterschied gesetzt hat, ist doch der ganze Lebensprozess ein Handeln. Ob man nun auf den Markt geht, liest oder sonst etwas tut, es ist Handlung. Gibt es ein Handeln, das immer neu und daher immer unschuldig, frisch, jung, lebendig, vital ist? Wenn ja, wie finden wir es? Ich schicke voraus, dass ich Ihnen nicht zeigen werde, wie man es findet – das würde Ihre eigene Entdeckung zerstören. Wenn ich es täte und Sie würden mir folgen, dann würden Sie das Denken, die Imitation, die Anpassung und alles Hässliche, was damit zusammenhängt, nur fortsetzen.

Wir müssen klar ins Auge fassen, wie das Denken ansetzt, was sein Ursprung ist und was es im täglichen Leben bewirkt; wir müssen sehen, wie es jedes Tun spaltet; wir müssen gegenüber den Aktivitäten des Denkens sensibel sein – das heißt, dem Denken nicht Widerstand leisten, sondern wahrnehmen, wie es operiert, und dadurch sensibel werden für seine Struktur und sein Wesen. Beobachten Sie es, nehmen Sie es wahr, seien Sie empfänglich, ohne es zu verurteilen oder überhaupt ein Urteil zu fällen – beobachten Sie. Und in diesem Beobachten, in diesem Wahrnehmen ziehen Sie keine Schlüsse, denn in dem Augenblick, wo Sie das tun, haben Sie aufgehört, offen zu sein zu sein, und bereits einen Punkt erreicht, wo Spaltung einsetzt.

Um auch nur die Farbe des Hemdes wahrnehmen zu können, das Ihr Nebenmann trägt, müssen Sie einigermaßen enpfänglich und offen sein. Die meisten von uns sind keine guten Beobachter. Wir wissen nicht einmal, wie man schaut. Wir sind unsensibel, weil wir in unsere eigenen Probleme, unsere eigenen Nöte, unsere Angst und Schuld, unsere Ansprüche, Sex und ein Dutzend anderer Dinge verstrickt sind.

8
Dieses Feld wird benötigt.
Nach oben scrollen