Sklaven des Denkens

Sklaven des Denkens

Ebenso produziert das Denken die Angst oder setzt sie fort. Ich habe Angst davor, was morgen geschehen wird. Das Denken erzeugt das Bild dessen, was morgen geschehen kann, und hat Angst davor. Wir wollen uns an einem anderen Tag eingehender damit befassen. Heute Nachmittag geht es uns darum, das Wesen des Denkens zu verstehen.

Erst wenn wir wirklich vertraut sind – nicht mit dem Denken anderer oder dem des Sprechers – mit unserem eigenen Denken und sehen, wie es entsteht, sein Wesen, seine Subtilität, seine Struktur, seine Form und seinen Inhalt wahrnehmen, werden wir diese Frage der Angst in den Griff bekommen. Es ist möglich, der Angst ein Ende zu setzen. Es ist möglich, aber erst dann, wenn man dieses Außerordentliche, das wir vergöttern, das sogenannte Denken, verstehen.

Man muss also den Ursprung des Denkens in sich selbst entdecken, seinen Anfang (nicht vor einer Million Jahren). Wenn es einsetzt, halte inne und schau, woher es entstanden ist. Dann erhebt sich ein tieferes Problem, nämlich: ob der Geist je schweigen, vollkommen still sein kann, aller Gedanken entleert, doch außerordentlich wach.

Das ist eine unserer hauptsächlichen Aufgaben im Leben: Da wir sehen, wie viel Übel das Denken in der Welt angerichtet hat – Nationalitäten, Religionen, Kulturen, alle möglichen Arten von Brutalität, mit all den Erlösern, Kirchen, Göttern und Ideologien sind allesamt Erfindungen des begrifflichen Denkens – kann man sich davon losreißen?

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