Der Lehrer

Der Lehrer

Einleitung

Der Lehrer – Der Sinn dieser Beiträge ist nicht, die Lehren von Buddha Shakyamuni mit denen von Jiddu Krishnamurti zu vergleichen und umgekehrt.

Wahrheit ist Wahrheit, was gibt es da zu vergleichen?

Wir möchten erforschen, inwieweit die Ideen des Buddha aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. die gleichen waren, wie die Ideen, die j.K. in Worten für das Verständnis einer Zuhörerschaft im 20. Jahrhundert fasste.

Die Kernlehren des Buddha, die er nach seiner Erleuchtungserfahrung entwickelte, wurden zu dem destilliert, was wir heute als „Die Vier Edlen Wahrheiten“ und „Der Achtfache Edle Pfad“ kennen. In den kommenden Beiträgen werden wir jede der Kernlehren des Buddha als Ordner verwenden, in den wir Beispiele von J.Ks mündlichen und schriftlichen Worte einordnen wollen. Insgesamt wird es zwölf Ordner geben.

Wie viele von euch wissen, hat j.K. in seiner langen Lehrtätigkeit über viele Themen gesprochen und viele seiner Vorträge beinhalteten Variationen zu einem bestimmten Thema. Zum Beispiel gibt es zum Thema „Liebe“ über 2500 Referenzen in seinen Schriften und Vorträgen. j.K.’s Vorträge waren in vielen Fällen „maßgeschneidert“ für sein Publikum. Und obwohl das Endergebnis des Dialogs dasselbe war, nahm er je nach Zuhörerschaft einen anderen Weg, um dorthin zu gelangen. Der Buddha tat dasselbe. Er sprach in dem Dialekt der Zuhörerschaft, zu der er sprach, und er sprach in einer Sprache, die seine Zuhörer nicht überforderte.

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Die Beziehung zwischen Sprecher/in und Zuhörer/in, Lehrer/in und Schüler/in ist sehr zerbrechlich. Wir alle wissen, wie leicht es ist, in einem Gespräch mit einer anderen Person abgelenkt, desinteressiert oder abgekoppelt zu werden. Wir alle wissen, dass die „Aufmerksamkeitsspanne“ heutzutage eher in Sekunden als in Minuten gemessen wird. Der Buddha und j.K. wussten das sehr gut. Es heißt, der Buddha habe nach seiner Erleuchtung keinerlei Gefallen gefunden am Gedanken, ein Lehrer für die Menschen zu werden. Erst auf Drängen Brahmā Sahāmpati willigte er ein, dies zu tun. Und Christus sprach in seiner Bergpredigt davon, „Perlen vor die Säue zu werfen“. j.K. fragte seine Zuhörerinnen und Zuhörer zahllosen Gelegenheiten, ob sie den Worten zuhörten, ob sie wach waren, ob sie irgendetwas von dem verstanden, was er ihnen sagte.

Der Buddha zum Beispiel drückte die Vorbedingungen für eine Lehrer-Schüler-Begegnung im Diamant-Sutra folgendermassen aus:

«Jeder, der auch nur einen Moment lang ein reines und klares Vertrauen aufbringt, wenn er dies Worte des Buddhas hört, wird vom Buddha gesehen und erkannt. Und er wird durch dieses Verständnis unermessliche Verdienste erlangen. Warum?

Weil diese Person nicht in der Vorstellung von einem Selbst, einer Person, einem Lebewesen oder einer Lebensspanne gefangen ist. Sie ist nicht in der Vorstellung von Lehre oder Nicht-Lehre gefangen. Warum? Wenn du in der Vorstellung von der Lehre gefangen bist, bist du auch in den Vorstellungen von einem Selbst, einer Person, einem Lebewesen und einer Lebensspanne gefangen. Wenn du in der Vorstellung gefangen bist, dass es keine Lehre gibt, bist du immer noch in den Vorstellungen von einem Selbst, einer Person, einem Lebewesen und einer Lebensspanne gefangen. Deshalb solltest du dich nicht in der Vorstellung verfangen, dass dies die Lehre ist oder dass das nicht die Lehre ist.»

…und

Der Buddha sagte: «Deshalb Subhuti, sollten alle Bodhisattvas einen reinen und klaren Geist entwickeln. Wenn sie diesen Geist entwickeln, sollten sie sich nicht auf die Form, den Klang, den Geruch, den Geschmack, die Berührung oder das Objekt des Geistes (Gedanken) verlassen. Sie sollten den Vorsatz fassen, mit ihrem Denken an nichts zu haften.»

j.K. hat bei vielen Gelegenheiten von «Kommunikation» gesprochen.

«Miteinander zu Kommunizieren, selbst wenn wir uns sehr gut kennen, ist äusserst schwierig. Ich verwende vielleicht Worte, die für euch eine andere Bedeutung haben als für mich. Verständnis entsteht, wenn wir, du und ich, uns zur gleichen Zeit auf derselben Ebene treffen. Das passiert nur, wenn es echte Zuneigung zwischen Menschen gibt, zwischen Mann und Frau, zwischen intimen Freunden. Das ist echte Gemeinschaft. Wir verstehen uns sofort, wenn wir uns auf der gleichen Ebene und zur gleichen Zeit treffen.

Es gibt eine Kunst des Zuhörens. Um wirklich zuhören zu können, sollte man alle Vorurteile, Vorstellungen und täglichen Aktivitäten aufgeben oder beiseite legen. Wenn man sich in einem aufnahmefähigen Geisteszustand befindet, können die Dinge leicht verstanden werden. Man hört zu, wenn die volle Aufmerksamkeit auf etwas gerichtet ist. Aber leider hören die meisten von uns durch eine Wand des Widerstands zu. Wir sind abgeschirmt durch Vorurteile, ob religiös oder spirituell, psychologisch oder wissenschaftlich, oder durch unsere täglichen Sorgen, Wünsche und Ängste. Und mit diesen Vorurteilen hören wir zu. Deshalb hören wir eigentlich nur auf unser eigenes Geräusch, auf unseren eigenen Klang und nicht auf das, was gesagt wird. Es ist äusserst schwierig, unser Prägung, unsere Vorurteile, unsere Neigung und unseren Widerstand beiseite zu legen und über den verbalen Ausdruck hinaus zuzuhören, so dass wir sofort verstehen.»

Reiner und klarer Geist (Buddha) = passives Gewahrsein (j.K.)

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