Um den rechten Grund zu legen, damit wir uns selbst eine Leuchte werden, müssen wir die Angst verstehen. Was ist Angst (nicht, wie überwindet man sie)? Ich weiß nicht, ob Sie schon bemerkt haben, daß alles, was überwunden werden muß, immer aufs neue überwunden werden muß. Wenn Sie jemals etwas erobert haben – gleichgültig, ob es ein äußerer oder innerer Feind ist -, müssen Sie immer und immer wieder erobern. Wir versuchen nicht, die Angst zu überwinden, wir wollen sie nicht unterdrücken, ihr keine andere Eigenschaft geben, sondern wir versuchen statt dessen, sie zu verstehen und herauszufinden, was Angst eigentlich ist und wie sie entsteht.
Was ist also diese Angst, die Angst vor dem, was war, die Angst vor dem Gestern, die Angst vor dem Morgen, die Angst, nicht zu sein und nicht zu werden, das heißt, die Angst in der Zeit? Wenn Sie mit einer Aufgabe, einer großen Lebenskrise konfrontiert sind, gibt es kein Gestern und Morgen, man handelt augenblicklich, nicht wahr?
Es ist das Nachdenken über das, was gestern geschehen ist oder morgen geschehen wird, das die Angst erzeugt, aber wenn Ihr Handeln unmittelbar ist, dann können Sie nicht darüber nachdenken, was jetzt, in diesem Augenblick geschieht. Das Denken hat keinen Zutritt zur aktiven Gegenwart. Erst wenn das Handeln vorbei ist, können Sie daran denken, was vielleicht geschehen wäre, an die Vergangenheit oder Zukunft.
Das Denken ist also die Ursache der Angst, das Nachdenken über gestern und morgen – gestern hatte ich Schmerzen, und morgen kommen sie vielleicht wieder, oder ich verliere morgen vielleicht meine Stellung, und davor habe ich Angst. Bitte beobachten Sie, wie Sie denken und fühlen. Gehen Sie selbst in sich, und Sie werden sehen, wie leicht es ist! Wenn Sie es nicht tun, dann ist die Sache sehr komplex, dann hat sie überhaupt keinen Sinn.