Was ist Vergnügen – Wenn wir verstehen wollen, was Vergnügen ist, müssen wir bereit sein, es zu erlernen, statt es zu unterdrücken oder sich ihm einfach hinzugeben. Dieses Erlernen ist eine Disziplin, die fordert, dass man sich weder darauf einlässt noch es verleugnet. Man lernt erst dann, wenn man begreift, dass jede Form von Verdrängung, Ablehnung oder Beherrschung das Lernen vereitelt und man dabei nicht lernt.
Man muss sich dem Problem des Vergnügens in einer neuen geistigen Haltung annähern, wenn man es verstehen will. Für uns ist Vergnügen etwas ganz besonders Wichtiges. Bestimmte Dinge tun wir nur, weil sie uns Spaß machen. Wir laufen vor allem, was schmerzlich ist, davon und bemessen alles nach dem Stellenwert seines Vergnügens, den es uns bereitet.
Also spielt das Vergnügen eine besonders große Rolle in unserem Leben. So als Ideal, bei dem Mann, der dieses sogenannte weltliche Leben aufgibt, um ein anderes Leben zu entdecken – das basiert immer noch auf Vergnügen. Oder Menschen sagen: »Ich muss den Armen helfen« und befassen sich mit sozialen Reformen.
Auch das ist immer noch ein Akt des Vergnügens. Vielleicht wird das dadurch bemäntelt, dass man es Dienst oder Güte nennt, aber es bleibt immer noch ein geistiger Vorgang, der Vergnügen sucht und allem entflieht, das eine Störung verursacht, die man Schmerz nennt. Wenn Sie sich selber beobachten, sehen Sie, das wir in unserem Alltag in jedem Augenblick dieses tun. Vielleicht mögen Sie jemanden, der Ihnen schmeichelt und einen anderen mögen Sie nicht, weil er etwas sagt, das wahr ist und das Ihnen nicht gefällt und werden deshalb zu seinem Widersacher. Deshalb leben Sie beständig im Kampf.
Es ist also ganz wichtig, dass man dieses Etwas, Vergnügen genannt, versteht. Wenn ich verstehen sage, meine ich, dass man darüber lernt. Da gibt es eine Menge zu lernen, weil alle unsere sinnlichen Reaktionen, alle Werte, die wir geschaffen haben, alle Forderungen – das sogenannte Selbst-Opfer, die Verleugnung, die Akzeptanz – auf dieser außergewöhnlichen Sache basieren, auf einer verfeinerten oder groben Form von Vergnügen.
Wir setzen uns für verschiedene Aktivitäten ein – als Kommunisten, als Sozialisten oder was immer Sie auf dieser Basis wollen – weil wir denken, dass wir, wenn wir uns mit einer bestimmten Aktivität, mit einer bestimmten Idee, mit einem bestimmten Lebensmuster identifizieren, mehr Vergnügen haben werden, größeren Nutzen daraus ziehen können. Dieser Stellenwert, dieser Nutzen gründet auf unserer Identifizierung mit einer bestimmten Art der Aktivität als Vergnügen. Bitte beobachten Sie das.
Sie hören nicht bloß den Worten hier zu, sondern in Wirklichkeit hören Sie zu, um die Wahrheit oder das Trügerische des Gesagten zu entdecken. Es ist unser Leben, es ist Ihr Alltag. Die meisten von uns verschwenden dieses Besondere, das man Leben nennt. Wir leben sechzig Jahre, sind ins Büro gegangen, haben uns in sozialen Aktivitäten engagiert, sind in vielerlei Hinsicht geflohen, und am Ende haben wir nichts außer einem leeren, langweiligen, stupiden Leben, einem verschwendeten Leben.
Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass man dieses Problem des Vergnügens begreift, falls Sie neu damit beginnen wollen. Weil die Unterdrückung oder die Verleugnung des Vergnügens keinesfalls dieses Problem löst. Die sogenannten frommen Leute unterdrücken jede Form des Vergnügens, wenigstens versuchen sie es, und werden dadurch zu abgestumpften, ausgehungerten Menschen. So ein Geist ist unfruchtbar, abgestumpft, unsensibel und kann unmöglich herausfinden, was die Wirklichkeit ist.
Deshalb ist es so wichtig, dass man die Aktivitäten des Vergnügens entdeckt. Es ist herrlich, einen schönen Baum anzuschauen, das ist großes Entzücken – was sollte daran nicht in Ordnung sein? Aber wenn man eine Frau oder einen Mann mit Vergnügen ansieht, dann nennen Sie das unmoralisch, weil für Sie Vergnügen immer mit der einen Sache zu tun hat oder damit verbunden ist, nämlich der Frau oder dem Mann. Oder es ist die Flucht vor den Schmerzen der Beziehung, und deshalb suchen Sie Vergnügen anderswo in einer Idee, in einer Zuflucht, in einer bestimmten Aktivität.
Nun, es ist das Vergnügen, das diese Schablone gesellschaftlichen Lebens geformt hat. Es bereitet uns Vergnügen, ehrgeizig zu sein, im Wettstreit zu leben, uns zu vergleichen, Wissen, Macht, eine Position, Prestige oder Status zu erwerben; und diese Jagd nach Vergnügen als Ehrgeiz, Wettstreit, Habgier, Neid, Status, Herrschaft oder Macht wird respektiert.
Das wird von einer Gesellschaft respektiert, die nur ein Konzept hat: Sie sollen ein moralisches Leben, welches ein respektables Leben ist, führen. Sie können ehrgeizig sein, Sie können habgierig sein, Sie können gewaltsam sein, Sie können konkurrierend sein, Sie können ein rücksichtsloser Mensch sein, aber die Gesellschaft akzeptiert das; denn am Ende Ihres Ehrgeizes sind Sie entweder ein erfolgreicher Mann mit viel Geld oder ein Versager und deshalb ein frustrierter Mensch. Also ist die gesellschaftliche Moral im Grunde Unmoral.
Bitte hören Sie zu, ohne zuzustimmen oder abzulehnen. Verstehen Sie die Tatsache. Sie müssen die Tatsache verstehen, begreifen und dürfen keine Ideen daraus entwickeln, keine Meinungen dazu haben. Sie sind dabei, das zu erlernen, und wenn Sie lernen wollen, müssen Sie mit einem forschenden und deshalb leidenschaftlichen, eifrigen und frischen Geist darangehen. Moral und Sitte, welche Gewohnheit sind, werden innerhalb eines Musters respektiert, solange wie Sie sich dem Muster anpassen. Es gibt Menschen, die gegen dieses Muster rebellieren – das passiert immerzu. Rebellion ist eine Reaktion auf das Muster. Diese Reaktion nimmt viele Formen an – die Beatniks, die Beatles, die Teddy Boys und so weiter – aber auch die befinden sich nach wie vor innerhalb des Musters.
Wirklich moralisch zu sein, ist etwas ganz anderes; und aus diesem Grund muss man das Wesen der Tugend und das Wesen des Vergnügens verstehen. Unsere gesellschaftlichen Sitten und Bräuche,Traditionen und Beziehungen, sie alle basieren auf dem Vergnügen. Ich verwende dieses Wort Vergnügen nicht in einem kleinen, beschränkten Sinn, ich verwende es in einem erweiterten Sinn. Unsere Gesellschaft gründet auf Vergnügen, und alle unsere Beziehungen gründen darauf. Sie sind mein Freund, solange ich dem nachkomme, was Sie mögen, solange ich Ihnen dabei behilflich bin, bessere Geschäfte zu machen, aber sobald ich Sie kritisiere, bin ich nicht Ihr Freund. Das ist so offensichtlich und so dumm.
Wenn Sie nicht verstehen, was Vergnügen ist, werden Sie nie begreifen, was Liebe ist. Liebe ist kein Vergnügen. Liebe ist etwas ganz anderes. Wenn Sie Vergnügen verstehen wollen, müssen Sie alles darüber lernen. Für die meisten von uns, für jeden Menschen, ist Sex ein Problem. Warum? Hören Sie gut zu. Weil Sie das nicht lösen können, laufen Sie davon. Der Sannyasi läuft davon, indem er ein Keuschheitsgelübde ablegt, indem er verleugnet. Bitte sehen Sie, was so einem Geist widerfährt. Wenn Sie etwas verleugnen, das Teil Ihrer Gesamtstruktur ist – die Drüsen und so weiter – wenn Sie das unterdrücken, machen Sie sich unfruchtbar, und es kommt zu einem Dauerkampf, in Ihnen selber.
Wie wir schon sagten, gibt es für uns anscheinend nur zwei Möglichkeiten, einem Problem zu begegnen, nämlich entweder es zu unterdrücken oder vor ihm zu fliehen. In Wirklichkeit ist die Unterdrückung dasselbe wie die Flucht, und wir haben ein ganzes Netz von Fluchtwegen – sehr kompliziert, intellektuell, emotional -und ganz gewöhnliche alltägliche Aktivitäten. Es gibt verschiedene Fluchtformen. Aber wir haben dieses Problem. Der Sannyasi flieht davor auf seine Art, aber er löst das Problem nicht. Er hat es verdrängt, indem er ein Gelübde ablegt, und das ganze Problem brennt in ihm. Er mag das äußere Gewand der Einfachheit anlegen, aber das wird für ihn zu etwas ganz Besonderem, genauso wie für den Menschen, der ein ganz gewöhnliches Leben lebt.
Wie lösen Sie das Problem? Sie müssen es lösen. Es ist ein Akt des Vergnügens. Sie müssen es begreifen. Wie lösen Sie es? Wenn Sie es nicht lösen, werden Sie bloß von einer Gewohnheit gefangengenommen. Das heißt Routine. Ihr Geist wird abgestumpft, einfältig und schwerfällig; und das ist das einzige, was Sie haben. Deshalb müssen Sie das Problem lösen. Als erstes verurteilen Sie es nicht, während Sie sich daranmachen, es zu verstehen. Bitte lernen Sie. Deshalb sprechen wir über das Erlernen. Sie werden intellektuell und emotional unterdrückt. Ihr Geist wiederholt bloß. Sie kopieren, Sie imitieren, was andere Leute tun. Sie zitieren endlos die Gita oder die Upanischaden oder irgendwelche heiligen Schriften, aber intellektuell sind Sie ausgehungert, leer, stumpf.
Tag für Tag imitieren Sie intellektuell in Ihrem Büro, tun dort stets dasselbe, wie auch in Ihrer Fabrik oder zu Hause – ständige Wiederholungen. So wird der Intellekt, der vital, genau, vernünftig, gesund und frei sein muss, unterdrückt. Da gibt es keinen Ausweg, da kommt es zu keiner kreativen Handlung. Sie sind emotional, ästhetisch verhungert, weil Sie sensible Emotion ablehnen, jene Sensibilität, die Sie benötigen, um die Schönheit zu sehen, um die Lieblichkeit eines Abends zu genießen, einen Baum zu betrachten und in intimer Kommunikation mit der Natur zu sein. Was bleibt Ihnen also noch? Für Sie gibt es im Leben nur noch eine Sache, und die wird zu einem riesigen Problem.
Also muss ein Kopf, der dieses Problem begreifen will, sofort darangehen, weil jedes Problem, das Tag um Tag weitergeht, den Geist abstumpft, den Kopf abstumpft. Haben Sie nicht bemerkt, was mit einem Kopf geschieht, der ein Problem hat, das er nicht lösen kann? Entweder flieht er in ein anderes Problem oder er unterdrückt es und wird dabei neurotisch – bekommt sozusagen eine normale Neurose, aber das ist neurotisch. Also muss jedes Problem, gleichgültig ob es ein emotionelles, intellektuelles oder körperliches Problem ist, sofort gelöst werden und darf nicht in den nächsten Tag hinübergenommen werden, weil am nächsten Tag andere Probleme auf Sie warten.
Deshalb müssen Sie lernen. Aber Sie können nicht lernen, wenn Sie nicht die Probleme von heute gelöst haben und sie bloß nach morgen mitnehmen. Also muss jedes Problem, wie verzwickt, wie schwierig, wie fordernd es auch sei, augenblicklich, am selben Tag gelöst werden. Sehen Sie doch bitte, wie wichtig das ist. Ein Kopf, der einem Problem gestattet, Wurzeln zu schlagen, weil er damit nicht umgehen konnte, weil er nicht die Fähigkeit hat, nicht die Intensität, nicht die Energie hat zu lernen, – so ein Kopf wird unsensibel, ängstlich, hässlich, nur an sich selbst interessiert, egoistisch, brutal, wie Sie es in der Welt überall sehen können.
Also muss dieses sogenannte sexuelle Problem gelöst werden; und wenn man das intelligent lösen will, ohne davon zulaufen, es zu verdrängen, ein dummes Gelübde abzulegen oder hemmungslos nachzugeben – muss man dieses Problem des Vergnügens verstehen. Man muss auch ein anderes Problem verstehen, dass nämlich die meisten Menschen Leute aus zweiter Hand sind.
Sie können die Gita rückwärts aufsagen, aber Sie sind ein Mensch aus zweiter Hand. Sie haben nichts Originelles. Es gibt nichts in Ihnen, das spontan, wirklich ist, entweder im Intellektuellen oder Ästhetischen oder in der Moral. So bleibt nur eines: Hunger, Appetit auf Essen und Sex. Es kommt zu zwanghaftem Essen und zu zwanghaftem Sex. Sie sehen die Leute, wie sie fressen, gierig verschlingen – und dasselbe im Sexuellen.
Wenn Sie also dieses sehr komplizierte Problem verstehen wollen, weil das Schönheit, Zuneigung, Liebe in sich birgt, müssen Sie das Vergnügen verstehen und die Konditionierung eines wiederholenden Geistes durchbrechen, eines Geistes, der bloß wiederholt, was andere seit Jahrhunderten oder zehn Jahren erzählen. Das ist ein wunderbarer Ausweg, Marx oder Stalin oder Lenin zu zitieren, und es ist ein herrlicher Ausweg, die Gita zu zitieren, als ob Sie davon irgend etwas verstanden hätten. Sie müssen leben, und um leben zu können, dürfen Sie keine Probleme haben.
Wenn Sie das sexuelle Problem verstehen wollen, müssen Sie den Geist, den Intellekt befreien, damit er hinschauen, verstehen und sich weiterbewegen kann. Das gilt auch für alles Emotionelle und für das ästhetische Empfinden. Sie müssen die Bäume ansehen, die Berge und die Flüsse, die
Verwahrlosung einer schmutzigen Straße sehen. Sie müssen Ihrer Kinder gewahr sein, wie sie er- zogen werden, wie sie gekleidet sind, wie Sie sie behandeln, wie Sie mit ihnen sprechen. Sie müssen die Schönheit einer geometrischen Figur, eines Bauwerks, eines Berges, der Biegung eines Flusses, die Schönheit eines Gesichtes sehen. Das alles ist Freiwerden dieser Energie – nicht durch Verdrängung, nicht durch Identifizierung mit irgendeiner Idee, sondern es ist das Freiwerden der Energie in alle Richtungen, so dass Ihr Kopf ästhetisch, intellektuell, mit Vernunft, mit Klarheit aktiv ist und die Dinge so sieht, wie sie sind.
Wenn Sie das alles nicht ganz selbstverständlich wahrnehmen – die Schönheit eines Baumes, eines Vogels im Flug, des Lichtes auf dem Wasser und die vielen anderen Dinge im Leben – dann bleibt Ihnen nur dieses einzige Problem.
Die Gesellschaft sagt, dass Sie moralisch sein müssen und die Moral die Familie ist. Die Familie wird tödlich, wenn sie auf die Familie eingeschränkt wird. Das bedeutet doch, dass die Familie das Individuum ist, und das Individuum, das die Familie ist, steht den vielen, dem Kollektiv, der Gesellschaft gegenüber. Da beginnt der ganze zerstörerische Prozess. Also hat Tugend nichts mit Respektierlichkeit zu tun. Tugend ist wie eine Blume, die blüht. Das ist kein Zustand, den Sie erreichen sollen. Sie wissen, was Güte ist. Sie können Güte nicht erreichen, Sie können Demut nicht erreichen. Es ist nur der eitle Mann, der darum kämpft, demütig zu werden. Entweder sind Sie es oder Sie sind es nicht, gut nämlich.
Das »Sein« ist nicht das »Werden«. Sie können weder gut noch demütig werden; und genauso ist es mit der Tugend. Die moralische Struktur einer Gesellschaft, welche auf Imitation, Angst, hässlichen persönlichen Wünschen und Ehrgeiz, Habgier und Neid aufgebaut ist, verkörpert weder Tugend noch ist sie moralisch. Tugend ist die spontane Handlung der Liebe, – etwas Spontanes, keine voraus kalkulierte, anerzogene Angelegenheit mit dem Namen Tugend. Sie muss spontan sein, sonst ist sie keine Tugend. Wie kann es Tugend sein, wenn es kalkuliert, mechanisch, tägliche Praxis ist?
Also müssen Sie verstehen, was Vergnügen bedeutet, und Sie müssen auch Wesen und Sinn von Vergnügen und Leid verstehen. Und Sie müssen auch Tugend und Liebe verstehen.
Nun – Liebe ist etwas, das man nicht entwickeln kann. Sie können nicht sagen: »Ich werde Liebe lernen, ich werde Liebe praktizieren. « Die meisten Idealisten, die vor sich selber durch verschiedene Arten von intellektuellen, emotionalen Aktivitäten fliehen, haben keine Liebe. Sie mögen wunderbare soziale Reformer, ausgezeichnete Politiker sein, – falls es so etwas wie einen » ausgezeichneten Politiker« überhaupt gibt -, aber sie haben überhaupt keine Liebe. Die Liebe ist etwas ganz anderes als das Vergnügen. Aber ohne sie mit einer tiefen Leidenschaft zu verstehen, können Sie der Liebe nicht begegnen – nicht dadurch, dass Sie sie verleugnen, nicht dadurch, daß Sie vor ihr fliehen, sondern dadurch, dass Sie sie begreifen. In der Schönheit des Vergnügens liegt großes Entzücken.
Also kann man Liebe nicht entwickeln. Man kann die Liebe nicht aufteilen in göttliche und körperliche Liebe. Es ist nur Liebe. Und es ist auch nicht so, dass Sie entweder die vielen oder den Einen lieben. Das ist auch eine absurde Frage: »Lieben Sie alle?«Wissen Sie, eine duftende Blume fragt nicht danach, wer an ihr riecht noch wer sich nicht um sie kümmert. Genauso ist es mit der Liebe.
Liebe ist keine Erinnerung. Liebe gehört weder dem Gemüt noch dem Intellekt an. Aber sie tritt als Mitgefühl ganz selbstverständlich in Erscheinung, wenn diese ganze Frage des Daseins – als Angst, Habgier, Neid, Verzweiflung und Hoffnung – verstanden und gelöst wird. Ein ehrgeiziger Mensch kann nicht lieben. Ein Mensch, der an seine Familie gebunden ist, empfindet keine Liebe. Auch Eifersucht hat nichts mit Liebe zu tun. Wenn Sie sagen: „Ich liebe meine Frau“, meinen Sie das gar nicht wirklich, weil sie im nächsten Augenblick auf sie eifersüchtig sind.
Liebe impliziert große Freiheit, aber nicht die, das Sie tun, was Sie wollen. Liebe stellt sich nur dann ein, wenn der Kopf sehr still, desinteressiert und nicht selbstbezogen ist. Das hier sind keine Ideale. Wenn Sie keine Liebe haben, können Sie machen, was Sie wollen, – hinter allen Göttern dieser Welt her sein, sich in alle sozialen Aktivitäten stürzen, versuchen die Armut zu beseitigen, in die Politik gehen, Bücher und Gedichte schreiben – Sie sind trotzdem ein toter Mann.
Ohne Liebe werden Ihre Probleme sich nur noch vergrößern und sich endlos vermehren. Doch mit Liebe können Sie machen, was Sie wollen, da gibt es keine Gefahr, da gibt es keinen Konflikt. Dann ist Liebe das Wesen der Tugend. Ein Geist, der nicht im Zustand der Liebe lebt, ist überhaupt kein frommer Geist, und es ist nur der fromme Geist, der von Problemen befreit ist und die Schönheit von Liebe und Wahrheit kennt.
Bombay, 21. Februar 1965
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