Warum können wir nicht in Frieden Leben

Warum können wir nicht in Frieden leben

„Warum können wir nicht in Frieden leben?“ Aus „Der Flug des Adlers“
Krishnamurti: Es scheint seltsam, dass wir keine Lebensweise finden können, in der es weder Konflikte, noch Elend, noch Verwirrung gibt, sondern eine große Fülle von Liebe und Rücksichtnahme.

Wir lesen Bücher von intellektuellen Menschen, die uns sagen, wie die Gesellschaft wirtschaftlich, sozial und moralisch organisiert sein sollte.

Dann wenden wir uns Büchern von religiösen Menschen und Theologen mit ihren spekulativen Ideen zu.

Offensichtlich scheint es für die meisten von uns sehr schwierig zu sein, eine Lebensweise zu finden, die lebendig, friedlich, voller Energie und Klarheit ist, ohne von anderen abhängig zu sein. Wir sollten eigentlich sehr reife und kultivierte Menschen sein.

Die Älteren unter uns haben zwei schreckliche Kriege, Revolutionen, Umwälzungen und jede Form von Unglück erlebt. Aber noch immer sind wir hier, an einem schönen Morgen, und reden über all diese Dinge, warten vielleicht darauf, dass man uns sagt, was wir tun sollen, dass man uns einen praktischen Weg des Lebens zeigt, dass wir jemandem folgen können, der uns einen Schlüssel zur Schönheit des Lebens und zur Größe von etwas gibt, das jenseits des Alltags liegt.

Ich frage mich – und Sie vielleicht auch – warum wir auf andere hören.

Warum können wir keine Klarheit für uns selbst in unserem eigenen Geist und Herzen finden, ohne jede Verzerrung; warum müssen wir uns mit Büchern belasten?

Können wir nicht unbeirrt, voll und ganz, mit großer Freude und wirklichem Frieden leben?

Dieser Zustand scheint mir in der Tat sehr seltsam zu sein, aber so ist es.

Haben Sie sich jemals gefragt, ob Sie ein Leben ganz ohne Anstrengung und Streit führen könnten?

Wir bemühen uns unablässig, dies zu ändern, jenes zu transformieren, dies zu unterdrücken, jenes zu akzeptieren, zu imitieren, bestimmten Formeln und Ideen zu folgen.

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Und ich frage mich, ob wir uns jemals gefragt haben, ob es möglich ist, ohne Konflikte zu leben – nicht in intellektueller Isolation oder in einer emotionalen, sentimentalen, eher schwammigen Lebensweise – sondern ohne jede Art von Anstrengung.

Denn Anstrengung, wie angenehm oder unangenehm, befriedigend oder gewinnbringend sie auch sein mag, verzerrt und pervertiert den Geist.

Er ist wie eine Maschine, die ständig mahlt, aber nie rund läuft und sich dadurch sehr schnell abnutzt.

Weiter stellt sich die Frage – und ich denke, es ist eine lohnende Frage –, ob es möglich ist, ohne Anstrengung zu leben, ohne dabei letargisch, isoliert, gleichgültig, unsensibel zu werden, ohne ein träger Mensch zu sein.

Unser ganzes Leben, von der Geburt bis zum Tod, ist ein endloser Kampf, sich anzupassen, sich zu verändern, etwas zu werden. Und dieser Kampf und Konflikt führt zu Verwirrung, stumpft den Verstand ab und unser Herz wird unsensibel.

Ist es also möglich – nicht als Idee oder als etwas Hoffnungsloses, das unser Vermögen übersteigt –, einen Weg zu finden, ohne Konflikte zu leben, nicht nur oberflächlich, sondern auch tief im sogenannten Unbewussten, in unseren eigenen Tiefen? Vielleicht können wir heute Morgen dieser Frage auf den Grund gehen.

Zunächst einmal: Warum erfinden wir Konflikte, ob sie nun angenehm oder unangenehm sin? Und ist es möglich, damit aufzuhören? Können wir damit aufhören und ein völlig anderes Leben führen, mit großer Energie, Klarheit, intellektueller Kapazität, Vernunft und einem Herzen, das im wahrsten Sinne des Wortes voller Liebe ist?

Ich denke, wir sollten unseren Verstand und unser Herz einsetzen, um das herauszufinden und uns ganz darauf einzulassen.

Offensichtlich gibt es Konflikte aufgrund von Widersprüchen in uns selbst, die sich nach außen hin in der Gesellschaft ausdrücken, in der Aktivität des „Ich“ und des „Nicht-Ich“.

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