FRAGE: Ich versuche dieses Gefühl zu fixieren …
KRISHNAMURTI: Sehen Sie, das alles deutet auf Unfreiheit, nicht wahr? »Meine Familie«, »mein Haus«, »mein Land«, »mein Gott«, »mein Glaube« – es ist offenbar ein Zustand der Gefangenschaft, wenn ich mich mit etwas identifiziere, er verhindert das freie Schauen. Wenn der Spanier sich mit seiner Regierung identifiziert, dann kann er unmöglich sehen, was in Mittelamerika passiert ist. Und ich kann nicht sehen, was meine Frau ist, wenn ich mich mit ihr identifiziere. Das heißt, dass ich nicht frei bin, und zwar nicht im Sinne von nicht frei von ihr, sondern dass ich den Zustand der Freiheit nicht in mir habe.
FRAGE: Worin besteht die Wirklichkeit von Zeit und Raum?
KRISHNAMURTI: Manche Philosophen meinen, dass sie eine Einbildung seien. Wir können uns damit befassen, wenn wir mit dieser Frage des Beobachtens fertig sind.
FRAGE: Was hindert uns daran, diese Freiheit zu haben?
KRISHNAMURTI: Ich glaube, dass uns nichts hindert außer wir selbst.
FRAGE: … die Dinge benennen …
KRISHNAMURTI: Ganz recht, wir reagieren automatisch auf die Dinge, wenn wir ihnen sofort einen Namen geben. Wie können wir das verhindern? Sie können es nicht. Sie müssen sich darüber klar werden, wie sehr Sie konditioniert sind, wenn Sie einem dunkelhäutigen Menschen oder einem rosafarbenen Menschen begegnen. Wie sie auch ausfällt, Ihre Reaktion ist unvermittelt, denn Ihre Kultur, Ihre Erziehung hat Sie so sehr konditioniert. In Indien findet diese Konditionierung nicht wie hier seit zweitausend Jahren, sondern seit gut zehntausend Jahren statt. Sie ist enorm, so viele Jahrhunderte alt. Sich von ihr zu befreien, ist nicht eine Frage der Zeit. Wir können uns darüber hinwegsetzen, ihr ein Ende machen; wenn wir ihre Absurdität begreifen, ist Schluss damit.