FRAGE: Was ist der Mechanismus des Vergleichens?
KRISHNAMURTI: Es ist klar, warum wir vergleichen; erstens, weil wir konditioniert sind, und außerdem, weil das Vergleichen uns das Gefühl gibt, dass wir handeln. Wir sagen uns, wenn ich nicht vergleiche, wenn ich nicht werde wie Herr Huber, mein Gott, was wird dann aus mir? Wir sind in das System des Vergleichens hineingeboren, und entweder sagt es uns: »Du musst ein Geschäftsführer werden und Millionen haben«, oder: »Du musst ein Heiliger werden und darfst nichts besitzen.«
FRAGE: Kann man zufrieden sein mit dem, was man ist, und sich nicht um den Nachbarn kümmern?
KRISHNAMURTI: Kümmern Sie sich denn wirklich um den Nachbarn? Um den, der weiter unten steht? Tun Sie das? Offensichtlich nicht. Und Sie sind unzufrieden mit dem, was Sie sind. Sobald Sie die Worte »zufrieden« und »unzufrieden« gebrauchen, ziehen Sie einen Vergleich. Also werden Sie Worte wie »besser« oder »desto mehr« nicht mehr in den Mund nehmen. Denn Sie sehen, dass Zeit, psychische Zeit nur dann existiert, wenn ein Zustand des Vergleichens herrscht, und dieser schließt Unzufriedenheit, Minderwertigkeitsgefühle, Leistungsstreben und den Wunsch, etwas darzustellen, ein.
Und wenn Sie sagen: »Ich bin niemand«, so ist auch das ein vergleichendes Wort, denn sonst würden Sie es nicht gebrauchen. Daher existiert die psychische Zeit, wenn der Geist Vergleiche zieht und psychisch misst. Kann ich, kann der Geist ohne dieses Messen existieren – wirklich existieren, leben, nicht einfach schlafen, sondern ungeheuer aktiv und bis in seine Tiefen hinein lebendig sein? Das ist nur möglich, wenn kein Vergleichen herrscht.