Träume
Die Psychologen sagen, dass man träumen muss, sonst wird man verrückt.
Ich frage mich: „Warum sollte ich überhaupt träumen?
Gibt es eine Möglichkeit, so zu leben, dass man überhaupt nicht träumt? – Denn wenn man gar nicht träumt, dann hat der Geist wirklich Ruhe.
Er war den ganzen Tag aktiv, hat beobachtet, zugehört, Fragen gestellt, die Schönheit einer Wolke, das Gesicht eines schönen Menschen, das Wasser, die Bewegung des Lebens, alles – er hat beobachtet. Dann wenn er sich schlafen legt, muss er vollkommene Ruhe haben, sonst ist er am nächsten Morgen müde, er ist immer noch noch alt.
Es stellt sich also die Frage, ob es einen Weg gibt, überhaupt nicht zu träumen, so dass der Geist während des Schlafes völlige Ruhe hat und auf bestimmte Qualitäten stossen kann, die er im Wachzustand nicht hat?
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Es ist nur möglich – und das ist eine Tatsache, keine Vermutung, keine Theorie, keine Erfindung oder Hoffnung – es ist nur möglich, wenn man tagsüber völlig wach ist.
Es ist nur möglich, wenn man jede Aktivität des Denkens und Fühlens beobachtet, gewahr jedes Motivs, jeder Andeutung, jeden Hinweises auf das, was tief unten ist, gewahr wenn man plappert, geht, jemandem zuhört, wenn sich Ehrgeiz oder Eifersucht einstellt.
Seien Sie während der wachen Stunden völlig wach, wenn Sie im Bus sitzen, wenn Sie mit Ihrer Frau, Ihren Kindern, Ihrem Freund sprechen, wenn Sie rauchen – warum rauchen Sie? wenn Sie einen Krimi lesen – warum lesen Sie ihn? – wenn Sie ins Kino gehen – warum? – wegen der Aufregung, wegen des Sex? Wenn Sie einen schönen Baum oder die Bewegung einer Wolke am Himmel sehen, seien Sie sich völlig gewahr, was im Inneren und Äußeren geschieht. Dann werden Sie beim Einschlafen sehen, dass Sie nicht träumen, und wenn Sie am nächsten Morgen aufwachen, ist der Geist frisch, intensiv und lebendig.
J. Krishnamurti Flug des Adlers Kapitel 7: Paris 2. öffentlicher Vortrag 13. April 1969 ‚Angst, Gewohnheit Träume‘
J. Krishnamurti Flight of the Eagle Chapter 7 Paris 2nd Public Talk 13th April 1969 ‚Fear‘