Frage zum Thema Über den Sinn des Lebens: Wir leben, aber wir wissen nicht, warum. Für so viele von uns scheint das Leben keinen Sinn zu haben. Können Sie uns den Sinn und Zweck unseres Lebens erklären?
Krishnamurti: Warum stellen Sie diese Frage?
Warum bitten Sie mich, Ihnen den Sinn des Lebens, den Zweck des Lebens zu sagen?
Was verstehen wir unter Leben?
Hat das Leben einen Sinn, einen Zweck?
Ist das Leben nicht in sich selbst sein eigener Zweck, sein eigener Sinn?
Warum wollen wir mehr?
Weil wir mit unserem Leben so unzufrieden sind. Es ist so leer, so schal, so eintönig. Wir tun immer das Gleiche, wieder und wieder. Wir wollen mehr, etwas, das über das hinausgeht, was wir gerade tun.
Da unser Alltag so leer, so öde ist, so bedeutungslos, so langweilig, so unerträglich irrsinnig, sagen wir, das Leben müsse einen grösseren Sinn haben, und deshalb stellen Sie diese Frage.
Ein Mensch, der aus dem Vollen lebt – ein Mensch, der die Dinge sieht, wie sie sind, und mit dem zufrieden ist, was er hat – ist nicht verwirrt. Er ist klar, und fragt deshalb nicht, was der Sinn des Lebens sei.
Für ihn ist das Leben selbst der Anfang und das Ende.
Das Problem liegt also darin, dass wir, weil unser Leben leer ist, einen Sinn des Lebens finden wollen und danach streben.
Hat das Leben einen Zweck?
Ein solcher Lebenszweck kann nichts anderes sein als reine Vorstellung, ohne jede Realität. Wenn der Zweck des Lebens von einem dummen, stumpfen Verstand und einem leeren Herzen angestrebt wird, dann ist auch der Zweck entsprechend leer.
Dann besteht unser Zweck darin, unser Leben reicher zu machen, nicht mit Geld und allem anderen, sondern innerlich reicher.
Wenn man denkt, der Zweck des Lebens sei es, glücklich zu sein oder Gott zu finden, dann ist doch dieser Wunsch, Gott zu finden, eine Flucht aus dem Leben selbst, und dieser Gott ist boss ein Ding, das man in der Vorstellung bereits kennt.
Man kann nur nach etwas streben, das man kennt. Wenn man eine Treppe baut zu dem Ding, das man Gott nennt, dann ist das sicherlich nicht Gott.
Die Wirklichkeit kann nur in Erleben verstanden werden, nicht in der Flucht.
Wenn man einen Lebenszweck sucht, ist man in Wirklichkeit auf der Flucht vor dem, was ist, und verstehen nicht, was Leben ist.
Leben ist Verbundenheit
Leben ist Verbundenheit, Leben ist Handeln in Beziehung. Wenn man es nicht versteht im Kontakt zu sein mit dem was ist, oder wenn der Kontakt gestört ist, dann sucht man einen volleren Sinn.
Warum ist unser Leben so leer? Warum sind wir so einsam, so frustriert?
Weil wir nie in uns selbst hineingeschaut und uns selbst gesehen haben. Wir gestehen uns nie ein, dass dieses Leben alles ist, was uns bekannt ist, und dass wir es deshalb voll und ganz verstehen sollten.
Wir ziehen es vor, vor uns selbst wegzulaufen, und deshalb suchen wir den Sinn des Lebens ausserhalb von unserem Dasein.
Wenn wir beginnen zu verstehen, was die Aktivität des Lebens ist, nämlich unsere Handeln in Beziehung zu Menschen, zu Eigentum, zu Überzeugungen und Ideen, dann werden wir feststellen, dass diese Verbundenheit selbst Befriedigung mit sich bringt.
Man braucht nicht danach zu suchen.
Es ist wie die Suche nach Liebe.
Kann man Liebe finden, indem man sie sucht?
Liebe kann man nicht kultivieren.
Liebe findet man nur in der Beziehung, nicht außerhalb davon, und weil wir keine Liebe haben, wollen wir einen Sinn des Lebens.
Liebe
Wenn Liebe vorhanden ist, die in sich selbst ewig ist, dann gibt es keine Suche nach Gott, denn Liebe ist Gott.
Weil unser Verstand voller Formeln und abergläubischem Geschwafel ist, ist unser Leben so leer, und deshalb suchen wir einen Lebenszweck jenseits unserer selbst.
Um den Sinn des Lebens zu finden, müssen wir das Tor zu uns selbst durchschreiten; bewusst oder unbewusst.
Wir vermeiden es, die Dinge so zu sehen, wie sie an sich sind, und deshalb wollen wir, dass Gott uns eine Tür öffnet, ausserhalb von uns selbst.
Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird nur von denen gestellt, die nicht lieben.
Liebe kann nur im Handeln gefunden werden, das heißt in der Verbundenheit.