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Zum Thema Transformation

Frage zum Thema Transformation: Was meinen Sie mit Transformation?  

Krishnamurti: Es ist offensichtlich, dass es eine radikale Revolution geben muss. Die Weltkrise erfordert dies. Unser Leben erfordert es. Unsere alltäglichen Erlebnisse, Beschäftigungen, Ängste, verlangen danach. Unsere Probleme verlangen es. Es muss eine grundlegende, radikale Wandlung geben, denn alles um uns herum zerfällt. Obwohl es scheinbar eine Ordnung gibt, gibt es in Wirklichkeit einen langsamen Verfall, eine Zerstörung: Die Welle der Zerstörung überrollt ständig die Welle des Lebens.

Also muss es eine Revolution geben – aber keine Revolution, die auf einer Idee beruht. Eine solche Revolution wäre lediglich die Fortsetzung der Idee, nicht eine radikale Umwandlung.

Eine Revolution, die auf einer Idee beruht, bringt Blutvergießen, Zerrüttung, Chaos. Aus dem Chaos kann man keine Ordnung schaffen; Man kann nicht absichtlich ein Chaos herbeiführen und hoffen, aus diesem Chaos Ordnung zu schaffen.

Wir sind nicht die von Gott Auserwählten, die aus der Verwirrung heraus Ordnung schaffen sollen. Das ist eine so falsche Denkweise von denjenigen Menschen, die mehr und mehr Verwirrung stiften, um Ordnung zu schaffen.

Denn solange sie Macht haben, bilden sie sich ein, dass sie alle Wege kennen, um Ordnung herzustellen.

Wenn man die daraus resultierende Katastrophe sieht – die ständige Wiederholung von Kriegen, den unaufhörlichen Konflikt zwischen den Klassen, zwischen den Völkern, die furchtbare wirtschaftliche und soziale Ungleichheit, die Chancenungleichheit und Benachteiligung in Bezug auf Fähigkeiten und Begabungen, die Kluft zwischen denen, die äusserst vergnügt und sorglos sind, und denen, die in Hass, Konflikt und Elend feststecken -, wenn man das alles sieht, scheint eine grundlegende Umgestaltung, eine fundamentale Transformation unumgänglich, nicht wahr?

Von Moment zu Moment

Ist diese Transformation, diese radikale Umwandlung, eine definitive Angelegenheit oder etwas, das von Moment zu Moment vorsichgeht?

Ich weiß, wir möchten, dass es die endgültige Lösung ist, weil es so viel einfacher ist, in Begriffen der fernen Zukunft zu denken: Letztendlich werden wir transformiert werden, letztendlich werden wir glücklich sein, letztendlich werden wir die Wahrheit finden; in der Zwischenzeit lasst uns weitermachen.

Ein Mensch, der in Begriffen der Zukunft denkt, ist natürlich nicht in der Lage, in der Gegenwart zu handeln; daher sucht er nicht nach Transformation, sondern geht ihr aus dem Weg.

Was ist Transformation?

Transformation liegt nicht in der Zukunft, kann niemals in der Zukunft liegen. Sie kann nur jetzt stattfinden, von Moment zu Moment. Was also ist Transformation ?

Im Grunde ist es sehr einfach: Sieh das Falsche als das Falsche und das Wahre als das Wahre. Sieh das Wahre im Falschen und das Falsche in dem, was für wahr gehalten wird.

Das Falsche als das Falsche und das Wahre als das Wahre zu sehen, ist eine Transformation, denn im dem man etwas ganz klar als wahr erkennt, ist man frei. Es ist die Wahrheit selbst, die befreit.

Wenn man sieht, dass etwas falsch ist, fällt das Falsche weg. Wenn man zum Beispiel sieht, dass Zeremonien nur eitle Wiederholungen sind, wenn man dies als wahr erkennt und es nicht verteidigt, dann ist dies eine innere Transformation, nicht wahr?

Die Wahrheit befreit

Es ist eine Transformation, weil eine weitere Fessel weggefallen ist. Wenn man sieht, dass der Klassenunterschied falsch ist, weil er Konflikt, Elend und Spaltung zwischen den Menschen schafft – wenn man diese Wahrheit deutlich sieht, ist man nicht mehr gefangen

Allein die Wahrnehmung dieser Wahrheit ist eine Wandlung, nicht wahr?

Da wir von so vielem umgeben sind, was falsch ist, ist das Wahrnehmen der Falschheit in jedem Augenblick selbst die Transformation.

Wahrheit ist jetzt

Wahrheit ist nicht kumulativ. Sie lebt von Moment zu Moment. Das, was kumulativ, angesammelt ist, ist Erinnerung, und durch Erinnerung kann man niemals die Wahrheit finden. Denn Erinnerung gehört in den Bereich der Zeit – Zeit ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Mit Zeit, die etwas Kontinuierliches ist, kann niemals etwas gefunden werden, das ewig ist; die Ewigkeit kennt keine Kontinuität.

Das, was andauert, ist nicht ewig.

Die Ewigkeit ist der Augenblick.

Die Ewigkeit ist Jetzt.

Die Erfahrung des Jetzt ist weder das Spiegelbild der Vergangenheit noch die Fortsetzung der Vergangenheit durch die Gegenwart in die Zukunft.

Ein Geist, der nach einer zukünftigen Umwandlung strebt oder die Umwandlung als letztendliches Ziel ansieht, kann niemals die Wahrheit sehen, denn Wahrheit ist etwas, das sich von Augenblick zu Augenblick zeigt, sie muss immer neu entdeckt werden. Es gibt keine Entdeckung durch Erinnerung.

Wie kann man das Neue entdecken, wenn man die Last des Alten trägt?

Erst wenn die Last des Alten wegfällt, kann man das Neue entdecken. Um das Neue, das Ewige, in der Gegenwart von Augenblick zu Augenblick zu entdecken, braucht man einen außerordentlich wachen Geist, einen Geist, der nicht nach einem Ergebnis sucht und der nicht im Werden ist.

Ein Geist, der im Werden begriffen ist, kann niemals die volle Glückseligkeit der Zufriedenheit erfahren. Gemeint ist nicht die Zufriedenheit der selbstgefälligen Befriedigung; nicht die Zufriedenheit über ein erreichtes Ziel, sondern die Zufriedenheit, die entsteht, wenn der Geist das Wahre sieht in dem, was ist, und auch das Falsche sieht, in dem, was ist.

Die Erkenntnis der Wahrheit erfolgt von Augenblick zu Augenblick; doch diese Erkenntnis wird durch die Verbalisierung des Augenblicks verzögert.

Transformation ist kein Ziel.

Transformation ist kein Ergebnis.

Ergebnis impliziert ein Residuum, eine Folge von Ursache und eine Wirkung.

Wo es eine Ursache gibt, muss es auch eine Wirkung geben.

Die Wirkung ist dann lediglich das Ergebnis Ihres Wunsches, transformiert zu werden.

Wenn man wünscht, transformiert zu werden, denkt man immer noch in Begriffen des Werdens. Doch das, was wird, kann das, was ist niemals sehen.

Die Wahrheit ist Sein von Augenblick zu Augenblick; und Glück, das andauert, ist kein Glück.

Glück ist der Zustand des zeitlosen Seins

Dieser zeitlose Zustand kann nur dann erlebt werden, wenn einen ein enormes Unbehagen plagt, eine drückende Unzufriedenheit – nicht die Unzufriedenheit, die einen Kanal findet, durch den sie entweichen kann, sondern die Unzufriedenheit, die kein Ventil hat, von der es kein Entkommen gibt, die nicht mehr nach Befriedigung sucht.

Nur dann, in diesem Zustand höchster Unzufriedenheit, kann sich die Wirklichkeit offenbaren.

Diese Wirklichkeit ist nicht zu kaufen, nicht zu verkaufen, nicht zu wiederholen, und sie lässt sich nicht in Büchern festhalten.

Sie muss von Augenblick zu Augenblick gefunden werden, im Lächeln, in den Tränen, unter einem toten Blatt, in den vagabundierenden Gedanken, in der Fülle der Liebe.

Die Liebe unterscheidet sich nicht von der Wahrheit.

Liebe ist der Zustand, in dem der Denkprozess, also Zeit, völlig zum Stillstand gekommen ist.

Wo Liebe ist, da ist Transformation.

Ohne Liebe hat Revolution keinen Sinn, denn dann bedeutet Revolution nur Zerstörung, Verfall und immer größer werdendes Elend.

Wo Liebe ist, ist Revolution, denn Liebe ist Wandlung von Augenblick zu Augenblick.

Zum Thema Transformation

On silence and the transformation of man | J. Krishnamurti – YouTube

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