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Zum Thema Tod

Frage zum Thema Tod: Welchen Bezug hat der Tod zum Leben?

Krishnamurti: Gibt es eine Trennung zwischen Leben und Tod?

Warum betrachten wir den Tod als etwas anderes als das Leben?

Warum haben wir Angst vor dem Tod?

Und warum sind so viele Bücher über den Tod geschrieben worden?

Warum gibt es diese Trennlinie zwischen Leben und Tod?

Und ist diese Trennung echt oder nur willkürlich, eine Sache des Denkens?

Wenn wir vom Leben sprechen, meinen wir, dass es sich beim Leben um einen kontinuierlichen Prozess handelt, mit dem man sich identifiziert.

Ich und mein Haus, ich und meine Frau, ich und mein Bankkonto, ich und meine früheren Erfahrungen – das ist es, was wir unter Leben verstehen, nicht wahr?

Leben ist ein Ablauf der kontinuierlichen Erinnerung, – der bewussten als auch der unbewussten –, mit den verschiedenen Kämpfen, Auseinandersetzungen, Ereignissen, Erfahrungen und so weiter.

All das ist es, was wir Leben nennen; im Gegensatz dazu gibt es den Tod, der all dem ein Ende setzt.

Nachdem wir das Gegenteil, den Tod, geschaffen haben und uns vor ihm fürchten, machen wir uns auf die Suche nach einer Verbindung zwischen Leben und Tod und wenn wir die Kluft mit einer Erklärung, wie zum Beispiel mit dem Glauben an die Kontinuität, an das Jenseits überbrücken können, sind wir zufrieden.

Wir glauben an die Reinkarnation oder an eine andere Form der Kontinuität des Denkens, und dann versuchen wir, eine Beziehung zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten herzustellen.

Wir versuchen, eine Brücke zu schlagen zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten und dadurch die Beziehung zwischen der Vergangenheit und der Zukunft zu finden.

Das tun wir, wenn wir uns fragen, ob es eine Verbindung zwischen Leben und Tod gibt, nicht wahr?

Wir wollen wissen, wie wir das Leben und das Ende überbrücken können – das ist unser grundlegender Wunsch.

Kann man den Tod zu Lebzeiten kennen?

Nun, kann man das Ende, den Tot, zu Lebzeiten kennen?

Wenn wir wissen können, was der Tod ist, während wir leben, dann werden wir kein Problem haben.

Weil wir das Unbekannte nicht erfahren können, während wir leben, fürchten wir uns davor.

Unser Kampf besteht darin, eine Beziehung herzustellen zwischen uns selbst, dem Ergebnis des Bekannten, und dem Unbekannten, das wir Tod nennen.

Kann es eine Beziehung geben zwischen der Vergangenheit und etwas, das der Verstand nicht begreifen kann und das wir Tod nennen?

Warum trennen wir die beiden?

Liegt es nicht daran, dass unser Verstand nur im Bereich des Bekannten, im Bereich des Kontinuierlichen funktionieren kann?

Man kennt sich nur als Denker, als Handelnder mit gewissen Erinnerungen an Elend, an Freuden, an Liebe, an Zuneigung, an verschiedene Arten von Erfahrungen. Man kennt sich nur als Kontinuum – ansonst hätte man keine Erinnerung an sich selbst als ein Indiviuum.

Wenn nun dieses Etwas, dem Ende zugeht, was wir Sterben nennen, dann fürchten wir uns vor dem Unbekannten. Deshalb wollen wir das Unbekannte in das Bekannte hineinziehen, und unsere ganzes Bemühen besteht darin, dem Unbekannten Kontinuität zu verleihen.

Das heißt, wir sind nicht am Leben interessiert, das den Tod einschließt, sondern wir wollen wissen, wie wir weitermachen können ohne an ein Ende zu kommen.

Wir wollen nicht Leben und Tod verstehenn, wir wollen nur wissen, wie wir weitermachen können, ohne zu enden.

Etwas, das immer weitergeht, kennt keine Erneuerung. In einem Dauerzustand kann nichts Neues entstehen, nichts Kreatives – was ziemlich offensichtlich ist.

Kontinuität muss enden

Nur wenn die Kontinuität endet, gibt es eine Chance für das, was immer neu ist. Aber es ist ja gerade dieses Ende, was wir fürchten, also sehen wir nicht, dass es nur im Ende Erneuerung, Kreatität, Unbekanntes geben kann und nicht in der Weiterführung unserer Erfahrungen, Erinnerungen und unseres Leidens von Tag zu Tag.

Erst wenn wir jeden Tag für alles Alte sterben, kann das Neue entstehen. Das Neue kann nicht in der Kontinuität sein – das Neue ist das Kreative, das Unbekannte, das Ewige, Gott oder wie man es nennen will.

Die Person, diese kontinuierliche Entität, die das Unbekannte, das Wirlichke, das Ewige sucht, wird es nie finden, denn sie kann nur das finden, was sie aus sich selbst heraus projiziert, und das, was sie projiziert, ist nicht die Wirklichkeit.

Nur im Enden, im Sterben, kann das Neue erkannt werden. Und der Mensch, der eine Verbindung zwischen Leben und Tod sucht, um seinen Fortbestand mit dem, was er für jenseits hält, zu gewährleisten, lebt in einer fiktiven, unwirklichen Welt, die eine Projektion seiner selbst ist.

Kann man im Leben steben?

Ist es möglich, während des Lebens zu sterben – was bedeutet, aufzuhören ein Ich/eine Person(?) zu sein und ein Nichts zu sein?

Ist es möglich, während man in dieser Welt lebt, in der alles immer mehr oder immer weniger wird, in der alles ein Streben nach Aufstieg, Erreichen, Erfolg ist, ist es in einer solchen Welt möglich, den Tod zu erfahren?

Ist es möglich, alle Erinnerungen zu löschen – nicht das Gedächtnis von Fakten wie den Weg zu Ihrem Haus und so weiter, sondern das innere Haften an der psychologischen Identitätt, die man durch das Sammeln und Speichern von Erinnerungen aufbaut, und in denen man Sicherheit und Glück sucht?

Ist es möglich, all dem ein Ende zu setzen – was bedeutet, jeden Tag zu sterben, damit es morgen eine Erneuerung geben kann?

Erst dann kennt man den Tod zu Lebzeiten. Nur in diesem Sterben, in diesem zu Ende gehen, dem Kontinuum ein Ende setzen, ist Erneuerung möglich, die Schöpfung, die ewig ist.

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