Leid und Leidenschaft

Leid und Leidenschaft

Es ist offenbar wesentlich, dass eine Wandlung stattfindet, nicht, nur äußerlich in der Gesellschaft, sondern auch in uns selbst. Die Wandlung in der Gesellschaft kann nur durch die innere Wandlung bewirkt werden. Bloß äußerliche Reform, sei sie noch so revolutionär, unterliegt immer der inneren Gesinnung, dem Denken und Fühlen. Das haben Sie anhand der russischen und anderen Revolutionen gesehen. Was soll man also tun? Wie würden Sie als Menschen wohl reagieren, wenn Sie dieser Herausforderung-gegenüberstehen?

Ziehen Sie sich in ein isoliertes Kloster zurück, um dort zu meditieren, eine neue Technik zu erlernen, ein Zen-Buddhist zu werden oder das Gelübde der Armut, des Zölibats und der Keuschheit zu leisten, oder treten Sie anderen religiösen Gruppen oder Sekten bei, spielen Sie mit Psychoanalyse, oder werden Sie ein Sozialreformer, der die einstürzende Gesellschaft zusammenflickt? Was werden Sie tun? Bitte, stellen Sie sich ernsthaft diese Frage. Wenn Sie sich nicht zurückziehen, nicht entfliehen können, wenn kein Lehrer, kein Guru da ist, der Ihnen hilft, keine organisierte Religion, kein Gott, denn Gott wird Ihnen gewiss nicht zu Hilfe kommen, Gott ist Ihre Erfindung – was tun Sie dann?

Was tut der Geist? Wie verhält man sich, wenn man verwirrt ist, weil so viele Spezialisten, so viel Wissen die Verwirrung geschaffen haben, weil man selbst unsicher ist und Sicherheit will? Was tut man, wenn man niemandem mehr traut? Ich hoffe, dass Sie es nicht tun – keinem Analytiker, keinem Priester und diesen Leuten. Innerlich hat man an so viele Menschen geglaubt, ihnen Liebe, Zuneigung, Verehrung, Vertrauen geschenkt, und sie haben alle versagt, sie mussten es. Wenn man diesem ungeheuren Problem also gegenübersteht und es allein lösen muss ohne Hilfe von außen, wird man entweder bitter – das ist die Frucht der modernen Zivilisation –, oder was macht man sonst?

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