Wir erkennen den ganzen Vorgang des Leidens: wie wir Menschen auf der ganzen Welt gelitten haben, durch Kriege, Ungewissheit, Mangel an Beziehungen zueinander, Mangel an Liebe. Und wo es an Liebe fehlt, dreht sich alles nur um Genuss. Es gibt nicht nur dieses Leid, sondern auch – wenn man ganz genau hinschaut – das Leid der Unwissenheit. Unwissenheit kann es auch geben, wenn einer große Kenntnisse, eine gute Erziehung, hohe Bildung und die Fähigkeit hat, sich Ruf, Berühmtheit und Geld zu verschaffen.
Unwissenheit wird man nicht los, wenn man eine Menge Fakten und viel Information anhäuft – der Computer kann das viel besser als der menschliche Geist. Unwissenheit ist der völlige Mangel an Selbsterkenntnis. Die meisten von uns sind so oberflächlich, seicht, und so viel Leid und Unwissenheit ist unser Schicksal. Das ist wieder keine Übertreibung, keine Annahme, sondern eine echte Tatsache unseres täglichen Lebens. Wir wissen nichts über uns selbst, und darin liegt großes Leid.
Diese Unwissenheit erzeugt jede Form von Aberglauben, sie zementiert Angst, aus ihr werden Hoffnung und Verzweiflung und sämtliche Erfindungen und Theorien eines klugen Hirns geboren. Unwissenheit erzeugt also nicht nur Leid, sondern schafft auch große Verwirrung in uns selbst. Wenn man das beobachtet – sofern man die Welt, sich selbst und seine Beziehung zur Welt überhaupt wahrnimmt –, ist man sich dieser endlosen Kette von Leid bewusst.
Wir werden geboren mit Leid und sterben mit Leid. Wir versuchen immerzu, ihr zu entkommen. Wir meinen, dass Lust uns Leidenschaft bringt. Sie bringt vielleicht sexuelle Lust oder Leidenschaft, aber ich rede von einer Leidenschaft als einer Flamme, welche aus Selbsterkenntnis kommt. Das Ende des Leides kommt mit der Selbsterkenntnis, und aus dieser Selbsterkenntnis entsteht Leidenschaft.