Aber wenn man genauer hinsieht, erkennt man, daß die Wurzel von allem Angst ist. Angst macht uns aggressiv und fordert die Flucht durch Ideale. Sie läßt uns am Glauben festhalten als unserer besonderen Form der Sicherheit. Wenn ein Mensch seine Angst hat, wenn er vollständig, total lebt ohne inneren Widerspruch, die Welt mit ihren Widersprüchen in seinem Innern beobachtet, mit all ihrer Brutalität; wenn er auf diese Weise in sich geht und sich von der Angst befreit, dann kann er ohne einen einzigen Glaubenssatz, ohne einen begrifflichen Gedanken leben. Dies bestimmt unser Leben nämlich am meisten: Angst; nicht nur die Angst, eine Stellung zu verlieren oder etwas Ähnliches, sondern die Angst vor der psychischen, inneren Unsicherheit.
Nun möchte ich etwas sehr Wichtiges sagen. Es hat viel zu bedeuten, wie man zuhört. Entweder man hört mit dem Ver- and den Worten zu, man pflichtet ihnen bei oder nicht, oder :nan hört so zu, daß der Geist interpretieren und das Gehörte JI die eigenen Vorurteile übersetzen will. Man kann auch vergleichend zuhören, das heißt, man vergleicht das, was man hört, mit dem, was man schon weiß. Jedes Zuhören dieser Art verhindert das wirkliche Zuhören.
Wenn Sie sagen: »Was Sie da reden, ist Unsinn«, dann hören Sie nicht zu. Sie und ich sind hergekommen, um gemeinsam über diese Dinge zu sprechen und zuzuhören. Wenn Sie Ihre eigenen Vorurteile, Schlußfolgerungen und endgültigen Meinungen haben, die Sie daran hindern, dem Redner zuzuhören, dann werden Sie mit. einem Haufen von Worten weggehen, die nichts bedeuten. Wenn Sie dagegen zuhören, ohne gleich dafür oder dagegen zu sein, mit einer Art von Aufmerksamkeit, wie wenn man dem Wind in den Bäumen lauscht, mit dem ganzen Wesen, mit Herz und Geist, dann werden wir uns vielleicht verständigen können.