Diese Freiheit ist die höchste Form von Sensibilität, nicht nur psychisch, sondern auch geistig. Auch das Gehirn wird hochsensibel. Dieses Verstehen ist Intelligenz, und diese Intelligenz tritt nun in Kraft, und solange sie da ist, gibt es keine Angst. Angst gibt es nur dann, wenn diese Intelligenz nicht vorhanden ist. Wir müssen das tief innerlich verstehen, nicht nur verbal, denn wie wir vorhin sagten, das Wort ist nicht das Ding und die Beschreibung nicht das Beschriebene.
Sie können einem Hungrigen eine Mahlzeit beschreiben, aber die Worte und die Beschreibung stillen seinen Hunger nicht. Diese Intelligenz ist die höchst Form von Sensibilität, nicht nur auf der psychischen Ebene (das bedeutet sehr viel, worauf wir jetzt leider nicht eingehen können), sondern auch auf einer tieferen, psychischen Ebene, und diese Intelligenz ist die Grundlage der Tugend.
Heutzutage, fürchte ich, pfeifen die meisten Menschen auf das Wort »Tugend« sowie auf »Demut« und »Freundlichkeit« – diese Worte haben ihre ganze Bedeutung verloren. Aber ohne Tugend gibt es keine Ordnung. Wir sprechen nicht von politischer oder ökonomischer Ordnung, sondern von etwas ganz anderem. Die Ordnung, von der wir reden, ist Tugend, nicht die sogenannte Tugend oder Moral der Kirche, denn diese gründet sich auf Autorität.
Die Moral der Kirche und der organisierten Religionen ist unmoralisch, weil sie einen Kompromiss mit der Gesellschaft schließt. Für diese Organisationen ist die Tugend ein Ideal, und diese Ordnung kann nur entstehen, wenn wir den ganzen negativen Prozeß der Unordnung verstehen, der in uns ist, dieser Widerspruch, diese Spaltung, die aus dem Vorgang des Denkens kommt. Solange· wir diesen Zustand der Ordnung und Tugend nicht klar verstehen und tief in unserem Inneren den Grund dazu legen, können wir uns mit der Frage der Meditation nicht befassen und nicht herausfinden, was Liebe und Wahrheit ist.