Krishnamurtis letzte öffentliche Worte

Krishnamurtis letzte öffentliche Worte wurde im Januar 1986 in Madras gehalten. J.K. starb am 17.02.1986. Das Thema des Vortrags ist „Leben“. Das Leben in seiner Unermesslichkeit. In dem Vortrag bittet er die Zuhörer, mit ihrer Selbstzerstörung aufzuhören und sich mit der Frage nach dem „Leben“ auseinanderzusetzen. Aus seinen Kommentaren, aus dem Vortrag und aus der mangelnden Beteiligung des Publikums bekommt man das Gefühl, dass er mit Idioten spricht. Idioten die in sich selbst gefangen sind, wie Würmer in Kokons. Es ist eine sinnlose Aufgabe, den Menschen dazu zu bringen, seine Barbarei, seinen Kokon abzulegen. Er wusste es. Der Buddha wusste es. Christus wusste es. Wie lange werden wir in unseren Kokons bleiben?

Transkript: Krishnamurtis letzte öffentliche Worte

1:26 Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir 5 Minuten früher anfangen?

1:57 Ich nehme an, dass wir reden müssen.

2:04 Bitte nehmen Sie Anteil an dem, was er sagen wird.

2:12 Werden Sie das tun? Folgen Sie bitte dem, was er zu sagen hat.

2:24 Folgen Sie nicht nur, sondern nehmen Sie gemeinsam Anteil.

2:34 Teilnehmen heißt, nicht nur darüber nachzudenken oder beiläufig zuzuhören,

2:43 sondern gemeinsam das zu untersuchen,

2:51 worüber der Sprecher gleich reden wird. Einige Punkte müssen unbedingt klargestellt werden:

2:58 Dies ist kein Personenkult.

3:04 Richtig? Der Sprecher verabscheut all das,

3:15 jemanden anzubeten,

3:20 denn alles, was er sagt, ist widersprüchlich,

3:26 wenn Sie eine Person anbeten,

3:32 oder aus etwas eine Gottheit machen …

3:38 All der Unsinn, der in der Welt geschieht.

3:44 Was wichtig ist, ist dem zuzuhören, was er zu sagen hat,

3:50 teilen Sie es, hören Sie nicht nur zu, sondern wirken Sie an dem, was er sagt, tatsächlich mit.

4:02 Sie können zustimmen oder ablehnen, das ist Ihr vollkommenes Recht,

4:09 aber da Sie und der Sprecher hier sind,

4:14 erörtern wir es gemeinsam. Wir haben über …

4:24 Ich habe es vergessen. Wir haben über das Leben gesprochen,

4:31 die außerordentliche Vielschichtigkeit des Lebens,

4:36 den Beginn des Lebens. Wir werden gemeinsam untersuchen,

4:45 was das Leben ist. Was ist der Ursprung all dessen?

4:55 Die Erde, die wundervolle Erde, der wunderschöne Abend und die Sonne am frühen Morgen,

5:06 die Flüsse, die Täler, die Berge,

5:12 und die Herrlichkeit des Landes, das aufgeteilt und verdorben wird.

5:20 Also, was ist der Ursprung all dessen?

5:27 Wenn Sie sagen: „Gott“, ist es beendet, dann können Sie ganz unbekümmert sein,

5:35 denn Sie haben das Problem gelöst. Doch wenn Sie anfangen zu hinterfragen, anzuzweifen,

5:45 was nötig ist: Alle Götter, alle Gurus

5:53 – ich gehöre nicht zu dieser Sippschaft –

5:58 wenn Sie anfangen, alles zu hinterfragen, was der Mensch geschaffen hat,

6:06 im Laufe einer langen Evolution von zwei Millionen Jahren,

6:12 angefangen bei den Sumerern, usw, den Hebräern, den alten Ägyptern,

6:24 die ganze Geschichte hindurch

6:33 wurde immer diese Frage gestellt: Was ist der Beginn? Was ist der Ursprung?

6:41 Wie ist das alles entstanden? Ich hoffe, Sie fragen sich das.

6:47 Hören Sie mir nicht nur zu, dem Sprecher, mit großen Augen,

6:54 oder mit Argwohn, oder wie auch immer,

7:01 sondern beteiigen Sie sich, nehmen Sie es auseinander.

7:08 Akzeptieren Sie bitte nichts was er sagt.

7:16 Er ist Gott sei Dank nicht Ihr Guru. Er ist nicht Ihr Führer.

7:25 Er hilft Ihnen nicht.

7:31 Richtig? Das ist also der Ausgangspunkt, der Beginn dieser Rede.

7:40 Dies sind sehr ernste Dinge, auf die wir hier eingehen, und wenn Ihr Gehirn nicht aktiv ist,

7:49 Sie einfach nur dasitzen und vor sich hinstarren, wenn es nicht wirklich aktiv ist,

7:56 besteht die Befürchtung, dass Sie nicht folgen können. Das würde dem Sprecher nichts nützen,

8:05 und Ihnen auch nicht, dazusitzen und einer Menge von Worten zuzuhören.

8:11 Aber wenn wir gemeinsam eine lange Reise unternehmen könnten,

8:19 eine sehr lange Reise, nicht in Form der Zeit,

8:26 nicht im Raum von Glaubensvorstellungen oder Schlussfolgerungen oder Theorien.

8:34 Doch da wir sehr eingehend untersucht haben,

8:41 auf welche Weise wir Leben: Angst, Ungewissheit, Unsicherheit,

8:51 und alles, was der Mensch erfunden hat, die außergewöhnlichen Computer eingeschlossen, usw.

9:05 Wenn Sie eine lange Reise in all das unternehmen,

9:11 wo stehen wir am Ende von zwei Millionen Jahren?

9:20 Wohin gehen wir? Nicht irgend eine Theorie,

9:28 nicht was in irgend einem erbärmlichen Buch steht, sei es noch so heilig.

9:35 Wohin gehen wir alle? Und wo haben wir begonnen?

9:45 Beides ist miteinander verknüpft: Wo wir hingehen, und wo wir anfingen.

9:58 Das Beginnen könnte das Enden sein. Verstehen Sie?

10:06 Ich weiß nicht, ob Sie verstehen, wovon ich spreche. Stimmen Sie nicht zu. Finden Sie es heraus.

10:16 Vielleicht gibt es kein Beginnen und kein Enden. Und wir werden das gemeinsam untersuchen.

10:26 Ist das in Ordnung? Stimmen Sie all dem zu?

10:33 Es macht nichts, ob Sie zustimmen oder nicht, denn ich gehe.

10:41 Vom Anbeginn der Zeit hat der Mensch immer im Sinne einer Religion gedacht.

10:53 Richtig? Die alten Ägypter hatten ihre Isis, Osiris und all die Götter,

11:03 die alten Hebräer auch, und so weiter, bis auf den heutigen Tag.

11:12 Was ist Religion? Verstehen Sie meine Frage?

11:17 Was ist Religion? Warum sind wir so geneigt, zu sagen:

11:24 „Ich glaube an nichts“. Dabei haben die Menschen immer etwas jenseits dieser Welt gesucht.

11:36 Sie haben die Sterne, die Sonne, den Mond angebetet, und ihre eigenen Kreationen. Es war eine gewaltige Anstrengung,

11:46 Mühe und Energie, die in alte Tempel investiert wurde,

11:54 in die Moscheen, und selbstverständlich in die Kirchen.

12:03 Ungeheuer viel Energie ist dafür verbraucht worden. Manche sind von außergewöhnlicher Schönheit,

12:11 andere sind scheußlich, hier in der Nähe gibt es einige.

12:23 Und wir fragen: Wie ist der menschliche Geist beschaffen,

12:30 der etwas jenseits der Welt gesucht hat.

12:36 Jenseits des derzeitigen Leids, der Mühe, der Arbeit,

12:42 in die zu Fabrik gehen, ins Büro,

12:47 die Erfolgsleiter zu erklimmen, Geld zu machen, versuchen, andere Leute zu beeindrucken, versuchen, Befehle zu erteilen,

12:56 von oben nach unten. Richtig? Stimmen Sie dem zu?

13:01 Es ist eine Tatsache, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Sie alle streben irgendwie nach Macht.

13:09 Sie möchten mitten im Geschehen sein, in Delhi, hier, oder anderswo.

13:15 Sie möchten dort sein.

13:21 Aber wir fragen: Was ist Religion?

13:26 Was hat den Menschen veranlasst, riesige Schätze

13:34 einem Tempel zu vermachen, usw.

13:40 Was hat ihn zu all dem veranlasst? Sprechen wir miteinander?

13:46 Ja? Ja?

13:52 Kann mir das jemand sagen? Bei Ihnen muss man sehr bohren, nicht wahr?

14:03 Was hat ihn zu all dem veranlasst? Welche Energie ist in all das hineingeflossen?

14:16 War es die Angst?

14:21 War es das Streben nach einer Belohnung vom Himmel oder von der Hölle,

14:29 wie immer Sie das nennen möchten? Das Streben nach einer Belohnung.

14:35 War das der Ursprung? Denn der Mensch, so wie Sie,

14:43 Sie möchten eine Belohnung, Sie möchten eine Gegenleistung.

14:48 Sie beten drei- oder fünfmal am Tag,

14:54 und hoffen, dass Ihnen irgendein Wesen etwas dafür geben wird,

15:01 angefangen bei einem Kühlschrank bis zu einem Auto oder einer besseren Ehefrau

15:09 oder einem besseren Ehemann,

15:14 oder Sie warten auf eine Gnade,

15:19 auf etwas, worauf Sie hoffen, an das Sie sich klammern können. Richtig?

15:25 Das ist allen organisierten Religionen gemein.

15:31 Sie kennen den Tempel Tirupati hier in der Nähe.

15:39 Ich bin sicher, dass Sie ihn besuchen, es spielt keine Rolle. Ich glaube, sie verdienen alle drei Tage eine Million Dollar.

15:50 Richtig? Richtig? Nicht wahr?

15:57 Also gehören Gott und Geld immer zusammen.

16:04 So wurde die katholische Kirche gegründet, es gibt dort ungeheure Schätze,

16:11 außergewöhnlich wertvolle Juwelen und dergleichen.

16:17 Hier gibt es das auch, in den verschiedenen Tempeln,

16:23 mit all den Pujas und Anbetungen und Belanglosigkeiten.

16:30 All dieser fürchterliche Unsinn. Also versuchen wir, herauszufinden,

16:37 ganz tief zu erforschen, was Religion ist, abgesehen von all dem Geldverdienen.

16:46 Nicht wahr? Folgen Sie all dem, wenigstens für eine Stunde?

16:57 Nachher können Sie zu Ihren Tempeln zurückgehen, zu Ihren Gebeten, Ihren …

17:06 im Sanskrit gibt es einen Ausdruck dafür, ich habe ihn vergessen, macht nichts.

17:13 Also fragen wir, was das ist, das namenlos ist,

17:22 die höchste Intelligenz,

17:28 die in keiner Beziehung zu all Ihren Gebeten steht,

17:33 zu all unseren Tempeln, Moscheen, Kirchen, die natürlich alle von Menschenhand geschaffen sind.

17:42 Alle Götter, alle Tempel, Moscheen, usw., sogar das ist von Menschenhand geschaffen.

17:50 Nicht wahr? Wir haben die Kirchen gebaut – nicht Sie,

17:57 Sie sind in Ihren Büros, oder anderswo, doch die Erbauer der alten Monumente,

18:06 der alten Tempel, all die Rituale, all die seltsame Kleidung, die sie tragen,

18:15 mittelalterliche Kleidung, um die Menschen zu beeindrucken.

18:23 Doch wenn Sie all das beiseite schieben, jeder intelligente Mensch muss das alles beiseite schieben,

18:35 die Gebete, die Gottesdienste, die Puja, die Girlanden für irgendein Idol, nicht wahr?

18:47 Und der Priester, der irgendwelche Worte auf Sanskrit murmelt, die er vieleicht selbst nicht versteht,

18:55 aus seiner Tradition heraus, und der damit viel Geld verdient, usw.

19:03 Wenn Sie all das beiseite lassen könnten.

19:09 Sie müssen nicht zynisch werden, auch nicht misstrauisch,

19:17 doch Ihr Gehirn sollte das wirklich hinterfragen.

19:25 Ein Gehirn, das hinterfragt.

19:35 Haben Sie ein solches Gehirn?

19:43 Ein Gehirn, das hinterfragt, das aktiv ist,

19:50 ein Gehirn, das allem auf den Grund geht, nicht nur äußerlich, was die Wissenschaftler tun,

19:58 auf ihre Weise, in der Welt, der äußeren Welt.

20:04 Aber haben Sie ein Gehirn, das hinterfragt,

20:12 den eigenen Gedanken, dem eigenen Bewusstsein,

20:18 den Schmerzen, dem Leid, und allem anderen auf den Grund geht?

20:25 Haben wir ein solches Gehirn? Hierbei müssen wir das Gehirn vom Geist unterscheiden.

20:35 In Ordnung? Das Gehirn ist der Mittelpunkt all unsere Nerven.

20:46 Unser gesamtes Wissen, all unsere Theorien,

20:53 Meinungen, Vorurteile, das Wissen der Schulen und Universitäten, all dieses Wissen

21:01 befindet sich im Kopf. Es ist dort.

21:10 Alle Gedanken, alle Ängste, usw.

21:17 Unterscheidet sich das Gehirn vom Geist?

21:25 Sehen Sie mich nicht an, ich stelle Ihnen eine Frage.

21:33 Hören Sie der Frage des Sprechers aufmerksam zu:

21:40 Gibt es einen Unterschied zwischen Ihrem Gehirn – Ihr Gehirn,

21:47 das sich im Kopf befindet, mit all dem Wissen, das Sie angesammelt haben,

21:55 nicht nur Sie, sondern auch Ihre Vorfahren, über zweihundert Millionen Jahre.

22:01 Alles ist dort enthalten.

22:06 Dieses Gehirn wird immer begrenzt sein.

22:13 Nicht wahr? Stimmen Sie nicht zu, es ist viel zu schwerwiegend.

22:23 Und unterscheidet sich der Geist von all dem,

22:30 von meinem Bewusstsein, von meinem täglichen Tun, von meinen Ängsten, Befürchtungen, Ungewissheiten, meinem Leid, Schmerz,

22:40 und all den Theorien, die der Mensch angesammelt hat, von allem, es ist dort.

22:48 Nicht wahr? Und der Geist hat keine Beziehung zum Gehirn,

23:00 doch er kann mit dem Gehirn in Verbindung treten; Das Gehirn jedoch hat keinen Zugang zum Geist.

23:08 Mache ich Ihnen etwas klar?

23:14 Verstehen Sie meine Frage? Bitte stimmen Sie nicht zu. Das ist das Letzte, was Sie tun können, mir zuzustimmen.

23:25 Der Sprecher sagt, dass das Gehirn der Bewahrer

23:34 unseres gesamten Bewusstseins, unserer Gedanken,

23:39 unserer Ängste, usw. ist. Alle Götter, alle Theorien über Götter

23:47 und alle Ungläubigen, alles ist dort enthalten.

23:53 Niemand kann das bestreiten, es sei denn, Sie sind etwas sonderlich.

23:59 Kennen Sie das Wort sonderlich? Ein klein wenig …

24:08 Es ist alles da drin. Ab er dieses Gehirn, das durch Wissen, durch Erfahrung,

24:16 Tradition, usw. konditioniert ist, es kann keine Verbindung zu dem Geist herstellen,

24:24 der sich vollkommen außerhalb der Aktivität des Gehirns befindet.

24:32 Ich weiß nicht, ob Sie das akzeptieren. Denken Sie einfach darüber nach.

24:39 Dieser Geist jedoch kann mit dem Gehirn kommunizieren,

24:45 eine Kommunikation vom Gehirn zum Geist ist aber unmöglich.

24:52 Weil das Gehirn sich unendliche Dinge vorstellen kann,

24:57 kann sich das Gehirn das Namenlose vorstellen; Das Gehirn kann alles.

25:05 Verstehen Sie? Das ist zu unermesslich, denn es gehört Ihnen nicht,

25:17 es ist nicht Ihr Geist, Ihr… etc.

25:24 Wir werden also gemeinsam untersuchen, gemeinsam, bitte vergessen Sie nicht, immer gemeinsam.

25:38 Wir werden nicht nur das Wesen der Religion,

25:44 sondern auch den Computer untersuchen.

25:53 Wissen Sie, was der Computer ist? Nicht? Ja.

26:01 Er ist eine Maschine. Er kann sich selbst programmieren.

26:08 Es kann einen eigenen Computer erschaffen.

26:14 Der Vater-Computer hat seinen Computer-Sohn, der besser ist als der Vater.

26:21 Verstehen Sie das alles? Sie müssen es nicht akzeptieren. Es ist allgemein bekannt,

26:28 es ist kein Geheimnis, beobachten Sie es genau.

26:34 Dieser Computer kann fast alles, was der Mensch kann.

26:43 Er kann all Ihre Götter erfinden, all Ihre Theorien, Ihre Rituale,

26:54 sogar besser als Sie es jemals können werden.

26:59 Der Computer hält also Einzug in der Welt,

27:05 nicht nur in den Fabriken, sondern er wird auch Ihre Gehirne irgendwie verändern.

27:16 Das heißt… Sie haben von der Gentechnik gehört?

27:27 Mein Gott, hören Sie nichts von diesen Dingen?

27:37 Sie versuchen, ob es Ihnen gefällt oder nicht,

27:42 Ihr gesamtes Verhalten zu verändern. Das ist Gentechnik.

27:49 Sie versuchen, Ihre Gedankengänge zu verändern.

27:54 Verstehen Sie, was ich meine? Bitte, starren Sie mich nicht an.

28:00 Er lacht. Würden Sie sich bitte woanders hinsetzen?

28:09 Setzen Sie sich bitte woanders hin? Sie starren mich die ganze Zeit an.

28:15 – Dahin bitte. – Es sind nur meine Augen. Ich weiß, ich weiß, das reicht schon. Würden Sie sich bitte dahin setzen.

28:24 Gut. Danke.

28:33 Also, die Gentechnik und der Computer.

28:44 Wenn sich beide vereinen, was in einigen Jahren geschieht, was sind Sie dann?

28:55 Verstehen Sie meine Frage? Was sind Sie dann als Mensch?

29:01 Ihre Gehirne werden verändert. Ihr Verhalten wird sich verändern.

29:08 Richtig? Vielleicht werden sie die Angst vollkommen beseitigen,

29:17 den Schmerz beseitigen und all Ihre Götter.

29:25 Sie werden das tun, machen Sie sich nichts vor.

29:30 Denn alles endet entweder im Krieg oder im Tod.

29:36 Richtig? Das geschieht gerade in der Welt.

29:44 Die Gentechnik auf der einen Seite, der Computer auf der anderen, und wenn sich beide vereinen,

29:52 was unvermeidlich ist,

29:59 was für ein menschliches Maschinenwesen sind Sie dann?

30:05 In Wirklichkeit ist Ihr Gehirn jetzt schon eine Maschine.

30:11 Sie sind in Indien geboren und sagen „Ich bin Inder“. Sie sind darin gefangen.

30:19 Ebenso wenn Sie in Russland geboren sind, usw. Sie sind eine Maschine – seien Sie bitte nicht beleidigt –

30:27 Sie sind eine Maschine,

30:32 die ständig wiederholt oder widerspricht, eine Maschine, wie ein Computer.

30:43 Sie dürfen nicht glauben, dass etwas Göttliches in Ihnen ist. – Das wäre wunderbar –

30:51 etwas Heiliges, das unvergänglich ist. Der Computer wird Ihnen das auch sagen.

31:03 Was wird also aus den Menschen? Was wird aus Ihnen?

31:16 Und wir müssen auch untersuchen

31:21 – dies ist ein sehr ernstes Thema, hören Sie zu, ohne dafür

31:26 oder dagegen zu sein. Sie können vermutlich nicht mitmachen – was ist Schöpfung?

31:34 Verstehen Sie meine Frage? Verstehen Sie wenigstens meine Frage? Schöpfung.

31:41 Nicht das Erzeugen eines Säuglings, das ist sehr einfach,

31:47 oder das Erschaffen von irgend etwas anderem.

31:53 Eine Erfindung ist etwas völlig anderes Schöpfung.

32:01 Eine Erfindung beruht auf Wissen. Richtig?

32:08 Die Ingenieure können das Düsenflugzeug verbessern.

32:17 Die Verbesserung beruht auf Wissen, und auch die Erfindung beruht auf Wissen.

32:27 Wir müssen also zwischen Erfindung und Schöpfung unterscheiden. Werden Sie das tun? Bitte stimmen Sie nicht zu.

32:39 Dies erfordert Ihre gesamte Energie,

32:44 Ihre Fähigkeit, einzudringen, nicht nur ja, ja zu sagen.

32:54 Der Unterschied zwischen Schöpfung und Erfindung.

33:03 Verstehen Sie den Unterschied? Eine Erfindung beruht hauptsächlich auf Wissen. Richtig?

33:12 Ich verbessere die Uhr, und habe ein neues Spielzeug. Anstatt der alten Spielzeuge

33:19 habe ich eine neue Idee, und ich erfinde etwas anderes. Also beruht jede Erfindung auf Wissen,

33:28 auf Erfahrung. Erfindungen sind zwangsläufig begrenzt,

33:38 da sie auf Wissen beruhen. Mein Gott, wachen Sie doch bitte auf.

33:48 Da das Wissen immer begrenzt ist, müssen Erfindungen immer begrenzt sein.

33:57 In der Zukunft gibt es vielleicht kein Düsenflugzeug, dafür etwas anderes,

34:03 das von Delhi bis Los Angeles zwei Stunden braucht.

34:11 Das ist eine Erfindung, die auf bisheriger Erfahrung beruht, die schrittweise verbessert wurde,

34:20 doch das ist keine Schöpfung.

34:29 Ich habe es ziemlich satt, in all diese nichtssagenden Gesichter zu blicken.

34:39 Also was ist Schöpfung? Was ist also Leben? Verstehen Sie?

34:48 Das Leben im Baum, das Leben im kleinen Grashalm,

34:55 Das Leben im Wissenschaftler, Das Leben, d.h. nicht deren Erfindungen,

35:02 sondern der Beginn des Lebens.

35:08 Ich weiß nicht, ob Sie verstehen. Das Leben, das, was lebt.

35:14 Sie töten es vielleicht, aber im Anderen ist es immer noch da.

35:20 Also fragen wir, ohne dass Sie zustimmen oder ablehnen, nicken Sie nicht mit dem Kopf, sondern verstehen Sie,

35:31 dass wir den Ursprung des Lebens erforschen.

35:37 Ist das in Ordnung? Folgen Sie mir?

35:46 Verzeihen Sie, ich höre auf.

35:52 Wir werden also das Absolute erforschen, etwas, das wirklich wundervoll ist.

36:00 Keine Belohnung. Sie können es nicht mitnehmen, um es zu benutzen.

36:12 Was verstehen Sie unter Meditation?

36:20 Sagen Sie es mir bitte. Was verstehen Sie unter Meditation?

36:27 Einige von Ihnen meditieren, nicht wahr? Nein?

36:33 Mein Gott, was? Einige von Ihnen meditieren, nicht wahr?

36:40 Was ist Meditation? Das Wort bedeutet im allgemeinen laut Wörterbuch

36:49 etwas ‚zu erwägen‘, über etwas ’nachzudenken‘

36:55 und ’sich zu konzentrieren‘, zu lernen, sich auf etwas zu konzentrieren,

37:01 dem Gehirn nicht zu gestatten, dass es abschweift. Richtig?

37:07 Richtig? Nennen Sie das Meditation?

37:13 Seien Sie offen und ehrlich.

37:19 Das ist was? Jeden Tag für eine gewisse Zeit

37:25 still ein Zimmer aufzusuchen und für 10 Minuten oder eine Viertelstunde zu meditieren. Richtig?

37:34 Richtig? Stimmen Sie dem zu? Nein?

37:41 Was bedeutet dann für Sie Meditation? Konzentration?

37:49 Über etwas Bedeutungsvolles nachzudenken?

37:54 Sie können diese Fragen nicht beantworten. Deshalb werden wir erst untersuchen, was Meditation ist.

38:06 Jede bewusste Anstrengung zu meditieren

38:12 ist Teil Ihrer Selbstdisziplin im Büro.

38:19 Denn Sie meinen, dass das Meditieren Ihren Geist beruhigt

38:24 oder in einen anderen Zustand bringt, und so weiter und so weiter.

38:31 Das Wort ‚Meditation‘ beinhaltet auch messen,

38:40 ‚messen‘, das auch ‚vergleichen‘ bedeutet.

38:47 Mein Gott. Dadurch wird Ihre Meditation mechanisch,

38:58 denn Sie benötigen Energie, um sich auf ein Bild oder eine Vorstellung zu konzentrieren,

39:08 und diese Konzentration spaltet das Innere auf. Richtig?

39:13 Verstehen Sie, was ich meine? Konzentration ist immer eine Aufspaltung.

39:21 Nein? Ich konzentriere mich, doch die Gedanken schweifen ab,

39:28 und ich versuche das abzustellen. Sie wiederholen das den ganzen Tag, oder eine halbe Stunde.

39:37 Und dann hören Sie auf und sagen: „Ich habe meditiert“.

39:44 Diese Meditation empfehlen alle Gurus, alle … Sie wissen schon,

39:51 alle Laienjünger, usw. Und die christliche Vorstellung besagt:

39:58 „Ich glaube an Gott, und ich gebe mich für Gott hin“.

40:07 Verstehen Sie, was ich sage? Und deshalb bete ich, damit ich errettet werde,

40:14 meine Seele errettet wird, usw.

40:19 Ist all das Meditation? Sagen Sie es mir, ich weiß nichts über Meditation,

40:28 jedenfalls nicht über diese Art. Sagen Sie es mir?

40:36 Ist das Meditation?

40:45 Sagen Sie es mir, ohne Angst. Ich bin nicht Ihr Guru, oder Ihr Vorgesetzter.

40:52 Sagen Sie mir, ob das Meditation ist. Es ist wie eine Errungenschaft. Richtig?

41:02 Ein Erfolg. Ich meditiere eine halbe Stunde lang, und fühle mich erfrischt.

41:07 Oder gibt es eine völlig andere Art der Meditation?

41:15 Vollkommen anders.

41:21 Ich frage Sie, aber da Sie nicht antworten wollen, muss ich antworten.

41:34 Das Wort ‚Meditation‘, das, wie gesagt, Messen bedeutet,

41:44 wobei Erfolge verglichen werden,

41:51 das ist keine Meditation. Bitte akzeptieren Sie nichts, was der Sprecher sagt, um keinen Preis.

42:01 Der Sprecher sagt, dass das überhaupt keine Meditation ist.

42:07 Es ist lediglich ein Weg zu einem Erfolg.

42:13 Sie konnten sich an einem Tag nicht konzentrieren, und nach einem Monat sagen Sie: „Nun habe ich es erreicht“.

42:21 Das ist wie ein Büroangestellter, der zum Manager wird.

42:27 Richtig? Also gibt es eine andere Art der Meditation,

42:35 die keiner Anstrengung bedarf, kein Vergleichen beinhaltet,

42:41 die keine Routine ist, passen Sie bitte auf, was ich sage, die nicht mechanisch ist?

42:51 Gibt es eine Meditation, in der es kein Vergleichen gibt?

43:01 Keine Belohnung oder Strafe? Verstehen Sie das alles?

43:09 Gibt es eine Meditation, die nicht auf dem Denken beruht,

43:16 das Vergleichen, Zeit usw. beinhaltet? Verstehen Sie meine Frage?

43:26 Wie kann man eine Meditation erklären, die kein Messen kennt,

43:34 die nichts erreicht, wo es nicht heißt, ich werde anders,

43:42 ich bin so, will aber etwas anderes werden. ‚Etwas anderes‘ heißt Gott oder ein Superengel.

43:53 Das erfordert also… nur ein Hinweis,

43:59 nicht damit Sie ablehnen oder zustimmen.

44:05 Gibt es eine Meditation, die nichts mit dem Willen zu tun hat,

44:12 nichts mit unserer Energie, die meint, meditieren zu müssen,

44:17 eine Meditation, die keinerlei Anstrengung bedarf?

44:25 Der Sprecher sagt, dass es das gibt. Sie müssen es nicht akzeptieren.

44:35 Er könnte verrückt sein. Er könnte Unsinn reden,

44:44 doch logischerweise sieht er, dass die gängige Meditation Selbsthypnose ist,

44:53 eine Selbsttäuschung, und wenn Sie damit aufhören, diesen mechanischen Prozess aufgeben,

45:04 gibt es dann eine andere Art von Meditation?

45:10 Glücklicherweise sagt der Sprecher, dass es sie gibt.

45:16 Es ist nutzlos, wenn Sie sagen: „Ja, ich werde meditieren“.

45:23 Sie können es nicht durch Bemühen erreichen.

45:30 Auch nicht durch den Einsatz Ihrer gesamten Energie. Sie können das nicht, verstehen Sie?

45:37 Es ist etwas, das vollkommen still sein muss.

45:45 Gehen Sie jetzt nicht in die Stille. Sitzen Sie nicht in Meditation.

45:53 Bitte tun Sie das nicht. Sie können es nicht.

45:59 Beginnen Sie zunächst ganz bescheiden,

46:04 äußerst bescheiden, und daher sehr sanft,

46:12 ohne Druck oder Antreiben, ohne zu sagen, „ich muss“.

46:18 Das erfordert nicht nur ein gewaltiges Gefühl des Alleinseins,

46:27 sondern ein Gefühl des … ich sollte es nicht beschreiben, ich sollte es nicht beschreiben,

46:33 denn dann werden Sie sich an die Beschreibungen halten. Wenn ich es beschreibe, ist die Beschreibung nicht das Tatsächliche.

46:43 Richtig? Die Beschreibung des Mondes oder ein Bild des Himalaya

46:51 ist nicht der Himalaya.

46:56 Schluss also mit den Beschreibungen. Sie können damit experimentieren,

47:05 Ihren eigenen Weg gehen, mit Ihren eigenen seltsamen

47:10 Meditationserfolgen, usw, Belohnungen und dergleichen.

47:18 Wenn eine Meditation vollkommen mühelos ist,

47:31 ohne Ergebnis, ohne Gedanken,

47:38 dann ist das Gehirn still. Verstehen Sie?

47:44 Nicht ruhiggestellt durch den Willen, durch eine Absicht, einen Entschluss

47:50 und all diesen Unsinn. Es ist still!

47:56 Und da es still ist, hat es unendlichen Raum.

48:09 Warten Sie darauf, dass ich es erforsche, und Sie übernehmen können, was ich erforsche?

48:17 Gott, wie sind Sie gestrickt? Ist Ihr Gehirn jemals still?

48:31 Ich frage Sie. Ihr Gehirn, das denkt, das Angst hat, Ihre Büroarbeit,

48:43 Ihre Gedanken an Ihre Familie, Ihre Söhne und Töchter, was sie tun werden.

48:51 Das ist Zeit und Denken. Ist Ihr Gehirn jemals still?

49:06 Würden Sie mir das bitte sagen? (unhörbar)

49:13 Wie bitte? Seien Sie bitte nicht nervös.

49:21 Sagen Sie, was Sie sagen möchten, wenn nicht, vergessen Sie es.

49:28 Ist Ihr Gehirn jemals still? Nicht ruhiggestellt mithilfe von Drogen oder anderen Hilfsmitteln,

49:36 Whisky oder anderen Arten von Betäubungsmitteln.

49:44 Sie betäuben sich, wenn Sie an etwas glauben.

49:50 Sie betäuben sich und sagen, „Ja, das ist vollkommen richtig, Buddha hat es auch gesagt, deshab muss es stimmen“.

50:00 Sie betäuben sich immerzu, deshalb haben Sie keine Energie

50:06 der Art, die erforderlich ist, um etwas zu ergründen, das unermesslich ist.

50:21 Nun kommen wir noch einmal zu der Frage zurück, was Schöpfung ist.

50:30 Verstehen Sie? Was ist Schöpfung? Denn sie hat nichts mit Erfindungen zu tun.

50:37 Das ist vorbei. Also, was ist Schöpfung, der Ursprung, der Anfang?

50:42 Was ist Leben?

50:51 Was meinen Sie? Sagen Sie es mir. Was ist das Leben?

50:58 Nicht die Büroarbeit, und all das, Sex und Kinder, oder keine Kinder, aber Sex, usw.

51:09 Was ist Leben? Was verleiht dem Grashalm Leben, der im Zement wächst?

51:19 Verstehen Sie?

51:25 Was ist das Leben in uns? Nicht die Dinge, die wir durchleben:

51:32 Macht, Rang, Ansehen, Ruhm oder auch Schande.

51:44 Das ist nicht Leben, das ist das, was wir daraus machen.

51:53 Aber was ist Leben? Verstehen Sie meine Frage?

52:00 Verstehen Sie? Weshalb hören Sie mir zu?

52:09 Weshalb hören Sie dem Mann zu, wenn überhaupt?

52:17 Welches Motiv steht hinter Ihrem Zuhören? Was wollen Sie?

52:24 Was wünschen Sie? Hinter Ihrem Verlangen steckt ein Motiv. Richtig?

52:36 Was also ist Verlangen? Lassen Sie uns das schnell untersuchen. Das Verlangen kommt durch einen Sinneseindruck, nicht wahr?

52:48 Ich sehe diese schöne oder hässliche Uhr, das ist ein Sinneseindruck.

52:54 Aus diesem Sehen entsteht eine Empfindung.

52:59 All das ist ganz normal. Aus dieser Empfindung erzeugt das Denken eine Vorstellung.

53:11 D.h., ich sehe diese Uhr, sie ist recht schön, und ich möchte sie haben.

53:18 Erst der Sinneseindruck, dann kommt das Denken und macht daraus eine Vorstellung.

53:26 In diesem Moment entsteht das Verlangen. Das ist ganz einfach. Richtig?

53:43 Gibt es also ein Gehirn, Ihr Gehirn, das nicht verwirrt ist, nicht benebelt

53:56 durch die Umgebung, durch Tradition, Gesellschaft und dergleichen? Also, was ist der Ursprung des Lebens?

54:09 Warten Sie auf eine Antwort von mir?

54:14 Warten Sie darauf, dass der Sprecher die Frage beantwortet?

54:19 Warten Sie? Sagen Sie es mir bitte.

54:26 Ich warte. Wenn Sie es mir sagen, werde ich fortfahren.

54:36 Die Angelegenheit ist viel zu ernst, um damit herumzuspielen,

54:43 denn wir versuchen, in etwas einzudrigen und etwas zu untersuchen, das keinen Namen hat und kein Ende.

54:57 Wenn ich diesen Vogel töte, gibt es einen anderen.

55:02 Ich kann nicht alle Vögel töten, davon gibt es zu viele auf der Welt.

55:09 Wir untersuchen also, was einen Vogel hervorbringt.

55:15 und was für eine Schöpfung hinter dem Ganzen ist.

55:26 Richtig? Warten Sie darauf, dass ich das untersuche?

55:35 Ja? Weshalb wollen Sie, dass ich das untersuche?

55:40 Um zu verstehen. Was verstehen Sie? (unhörbar)

55:50 Mit Ihrem Gehirn?

55:57 (unhörbar) Weshalb fragen Sie das?

56:02 Weil ich gefragt habe? Sie sehen, sorry,

56:12 nichts kann jemals den Ursprung beschreiben.

56:24 Der Ursprung ist namenlos. Der Ursprung ist vollkommen still.

56:33 Er macht keine Geräusche.

56:40 Die Schöpfung ist das Heiligste,

56:48 das Heiligste im Leben. Und wenn Sie Ihr Leben verpfuscht haben, ändern Sie es!

57:00 Ändern Sie es heute, nicht morgen.

57:05 Wenn Sie unsicher sind, finden Sie heraus warum, seien Sie sicher.

57:16 Ist Ihr Denken nicht aufrichtig, ändern Sie das, denken Sie klar und logisch.

57:23 Solange diese Vorbereitungen nicht getroffen sind, können Sie diese Welt nicht betreten,

57:31 diese Welt der Schöpfung. Es ist zu Ende.

57:57 Dies ist die letzte Rede.

58:09 Möchten Sie noch ein wenig still beisammen sitzen?

58:16 In Ordnung, bleiben Sie noch ein wenig sitzen.

59:18 Dürfen wir nun aufstehen und gehen?


Madras 1986 – Last Public Talk
Krishnamurtis letzte öffentliche Worte
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