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Die Wurzel der Angst

Die Wurzel der Angst – Teil 3

K: Warte, ich stelle das in Frage, ich akzeptiere das nicht. Du sagst, dass die Angst ohne den äußeren Reiz nicht existiert. Wenn das für dich wahr ist, muss es auch für mich wahr sein, denn ich bin ein Mensch. 

PJ: Beziehe dabei sowohl die äußeren wie die inneren Reize mit ein.

K: Ich trenne nicht zwischen innen und außen. Das ist alles ein Vorgang.

PJ: Die Angst existiert nicht unabhängig von den Reizen.

K: Du entfernst dich vom Thema Pupul.

PJ: Du fragst: Warum schaust du sie dir nicht an, warum stellst du dich ihr nicht? 

K: Ich frage mich: Muss ich erst auf eine Krise warten, die diese Angst in mir wachruft? Das ist meine ganze Frage. Wenn die Angst da ist, wer hat sie betäubt? Ist es, weil der bewusste Verstand sie nicht auflösen kann? Der bewusste Verstand will das Angstproblem lösen, und weil er dazu nicht in der Lage ist, betäubt er die Angst, er bringt sie zum Schweigen. Und der Verstand ist erschüttert, wenn er in eine Krise gerät und die Angst aufsteigt. Also frage ich mich: Warum sollte der bewusste Geist die Angst unterdrücken? 

SP: Das Werkzeug des bewussten Geistes ist die Analyse, die Fähigkeit, Dinge wiederzuerkennen. Diese Instrumente sind nicht geeignet, um mit der Angst umzugehen. 

K: Ich kann nicht mir ihr umgehen. Hier ist wahre Einfachheit gefragt, keine Analyse. Der bewusste Geist kann nicht mit der Angst umgehen, und deshalb sagt er sich: »Ich will ihr ausweichen, ich kann sie nicht anschauen.« Schau, was du tust. Du wartest auf eine Krise, welche die Angst erwachen lässt; und der bewusste Geist versucht ständig, die Krise zu vermeiden. Er weicht aus, zieht Schlüsse, findet Erklärungen und Rechtfertigungen. Wir beherrschen dieses Spiel meisterhaft. Deshalb sage ich mir: Wenn Angst da ist, ist sie wach.

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Man kann nicht etwas betäuben, das Teil unseres Erbes ist. Der bewusste Geist denkt nur, dass er die Angst betäubt hat. Der bewusste Geist ist erschüttert, wenn es zu einer Krise kommt. Geh deshalb anders mit der Angst um. Ist das richtig? Die Urangst ist die Angst vor dem Nichtsein, ein Gefühl totaler Angst, der Ungewissheit, ein Gefühl nicht da zu sein, zu sterben. Warum lässt der Geist diese Angst nicht zu und bewegt sich mit ihr? Warum sollte er auf eine Krise warten? Bist du einfach träge und hast deshalb nicht genug Energie, bis zur Wurzel des Problems vorzudringen? Ist das, was ich sage, irrational? 

PJ: Es ist nicht irrational. Ich versuche zu sehen, ob es stimmt.

K: Wir sagen, dass jedes Lebewesen Angst vor dem Nichtsein hat, davor, nicht zu überleben. Die Angst steckt uns im Blut. Unser ganzes Wesen hat Angst davor, nicht zu existieren, zu sterben, getötet zu werden. Die Angst vor dem Nichtsein ist also Teil unserer gesamten psychischen und biologischen Struktur, und ich frage mich, warum es eine Krise braucht, warum eine Herausforderung wichtig sein sollte. Ich lehne es ab, herausgefordert zu werden. Ich will der Herausforderung zuvorkommen, nicht hinterherhinken. 

PJ: Man kann nicht teilhaben, an dem, was du sagst. 

K: Warum nicht? Ich werde es dir zeigen. Ich weiß, dass ich sterben werde, dabei habe ich den Tod aber nur intellektuell betrachtet und erklärt. Deshalb trifft es nicht zu, wenn ich behaupte, mein Geist sei dem Tod weit voraus. Er ist nur im Denken voraus – und das ist nicht weit voraus. 

PJ: Nehmen wir ein aktuelles Beispiel. Man wird mit dem Tod konfrontiert und denkt, man sei einen Schritt voraus, doch beim Weitergehen erkennt man plötzlich, dass man überhaupt nicht voraus ist. 

°°°

K: Das verstehe ich. All das ist das Resultat einer Herausforderung, ob sie nun gestern oder vor einem Jahr geschah. 

PJ: Die Frage ist also: Mit welchem Instrument, mit welcher Energie, von welcher Dimension aus sieht man – und was sieht man?

K: Ich will mich klar ausdrücken. Angst ist Teil unserer Natur, Teil unseres Erbgutes. Auf der biologischen und der psychischen Ebene haben die Gehirnzellen Angst vor dem Nichtsein. Und das Denken sagt: »Ich werde mir das nicht anschauen.« Wenn dann die Herausforderung auf das Denken zukommt, kann es die Angst nicht beenden. 

PJ: Was meinst du, wenn du sagst, das Denken sagt: »Ich will mir das nicht anschauen?« 

NM: Es will sich auch selbst anschauen. 

K: Das Denken kann sich nicht sein eigenes Ende anschauen. Es  kann es nur mit dem Verstand erklären. Ich frage euch: Warum wartet der Geist auf eine Herausforderung? Ist sie notwendig? Wenn ihr sagt, dass sie notwendig ist, dann wartet ihr darauf.

Die Wurzel der Angst
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